Montag, 24. August 2015

(Kauf-Entscheidungs)Hilfe via sozialer Medien?!

Servus Sportsfreunde,

nach einer zwei-wöchigen Urlaubspause möchte ich mich gerne zum  Thema "Soziale Medien als Entscheidungshilfe?!" äußern. Nach 14tägiger "Facebook Abstinenz" prasselten, nachdem ich wieder "online" ging, die Infos, Neuigkeiten, Posts, Mails usw. in ziemlich heftiger Menge auf mich ein...

Insbesondere fiel mir auf, wie "hilflos" doch zahlreiche Sportler in vielerlei Materialfragen und den Entscheidung zu diesen Dingen sind. Anscheinend gehen viele nach dem Prinzip der Sch...hausfliege: ...es muss lecker sein, 1000 Fliegen können sich nicht irren...?!

Man muss natürlich unterscheiden - Erfahrungsberichte können sicher wertvolle Indiziengeber sein. Keine Frage. Auch Meinungsumfragen können mitunter interessant sein - zeigen sie doch Grundstimmungen oder Tendenzen auf usw. usf. Aber KAUFENTSCHEIDUNGEN - insbesondere solche die konkret die Gesundheit beeinflussen können - die sollte man doch tunlichst selber treffen. Oder in Absprache mit wirklichen Experten im persönlichen Gespräch / Test!!!

Beispiel 1: "...laufe immer den Schuh XY...jetzt möchte ich einen leichten Schuh für (m)einen schnellen Marathon kaufen..." und schon prasseln die Empfehlungen & Modelle nur so auf den Postverfasser ein. Auf welcher Grundlage basieren nun solche Empfehlungen ohne jegliche Kenntnisse über die (körperlichen) Aspekte oder die Leistungsfähigkeit der anfragenden Person?! Völlig aussen vor ist die Sinnhaftigkeit der Fragestellung selbst, ohne nähere Angaben. Sollte es sich um einen unerfahrenen Sportler handeln, dürfte der "schnellere Marathon" aufgrund eines leichteren Schuhs wahrscheinlich ein hohes gesundheitliches Risiko bergen. Handelt es sich dabei um einen erfahrenen Sportler, sollte sich die Frage gar nicht stellen...Und über allem schwebt die Frage des tatsächlichen Vorteils von Schuh A (mit z.B. 242gr zu Schuh B mit 198gr)...ja ja...ich weiss...rechnerisch ergibt das multipliziert mit der Anzahl der Schritte...bla bla bla...eine Ersparnis von XY...in der Realität muss dir aber z.B. nur die Laufgruppe "Barfuss Timbuktu" die Straße blockieren und schon ist der große Vorteil direkt in der Abfalltonne gelandet. Schöner Mist. :-)

Beispiel 2: "...habe € 3.000,- Budget und möchte mir ein Triathlonrad kaufen...was ratet ihr mir..." und es folgen wiederum "Kaufempfehlungen" ohne Ende. Diese basieren in der Regel auf dem eigenen genutzten Material, denn woher sollte man sonst die Erfahrung haben, wenn man KEIN Testfahrer ist der zeitgleich Zugang zu (vergleichbaren) Modellen verschiedener Hersteller hat?! Rahmengeometrie, Farbe mal aussen vor - im jeweiligen Preissegment sind die Unterschiede in den Ausstattungen eher marginal und am Ende "nur" Geschmacksfrage ob Shimano, Campa oder SRAM...alles funktioniert mittlerweile prima. Okay, manchmal gibts noch leichte Unterschiede bei den verbauten (System)Laufrädern. Aber am Ende sind es doch wieder der eigene Geschmack, vielleicht der Vorzugspreis beim Händler um die Ecke und die Beine, die den entscheidenden (Leistungs)Ausschlag geben. Übrigens wird bis in die hohen Amateur-Radsport-Bereiche durchaus "nur" die 105er Shimano-Gruppe (aus Budgetgründen) benutzt - selbst diese ist also absolut renntauglich!

Beispiel 3: "...möchte mir einen neuen Trainingscomputer zulegen...Polar, Suunto, Timex oder Garmin...was meint ihr...?!" same shit - different day. 99% schwören wohl auf die aktuell am Handgelenk befindliche Uhr/Marke oder die, mit der größten (Markt)Präsenz. Die Dinger kosten richtig Geld, sind mittlerweile ALLE Eier-legende-Woll-Milch-Säue und funktionieren. Unglaublich wieviele Funktionen sie bieten - die man selbsverständlich alle braucht, zumindest bei den ersten 10 Trainingseinheiten - danach nervt das und man benutzt doch wieder nur die guten alten "Best of Five"... :-) Übringes habe ich selber mittlerweile über die Jahre die Topmodelle der Marken Polar, Timex, Garmin und Suunto durch...verrate aber hier und heute meinen Favorit nicht. *Ätsch* :-)

Beispiel 4, 5, 6: "...welche Schwimmbrille empfehlt ihr mir...", "...welchen Sattel soll ich kaufen...", "...welcher Tria-Ein-Zwei-Teiler ist der beste..."

Die Liste ist mal wieder leicht fortsetzbar. Ich verstehe die Unsicherheit der Sportler in diesen Fragen absolut. Der Markt tut auch einiges dafür. Es wird Bedarf geschaffen wo eigentlich keiner/weniger ist. Die Verwirrung wird dadurch sicher noch größer. Die Sachen um die es geht kosten in der Regel viel Geld und man möchte die "richtige" Entscheidung treffen, klar.

Allerdings gibt es keine Garantie, dass die zahlreichen Tipps und Empfehlungen zur richtigen Entscheidung führen. Im negativen Falle wird keiner der Ratschlaggeber die Verantwortung dafür übernehmen. Dafür muss man - wie in so vielen Bereich des Lebens - die eigenen Entscheidungen treffen und verantworten! Gegebenenfalls aus Fehlern lernen. Nur so findet man wirklich heraus was für einen selbst das "Beste" oder "Richtige" ist. Und ganz ehrlich - sieht doch schön aus, wenn man im Regal 3 Handgelenkscomputer, Gurte und Ladekabel liegen hat...wenn mal einer kaputt geht... :-)

Ganz schlecht ist, wenn man von einem Radler mit Stahlrahmen und Rahmenschaltung, kurzen schlabbernden Hosen, T-Shirt, rumgedrehter Mineralwasserflasche im Alu-Flaschenhalter und analogem Radcomputer überholt wird... da müssen dann ein-zwei Tipps verkehrt gewesen sein. Am Training kann's ja wohl nicht liegen! :-)

In diesem Sinne - haut rein und kurbelt die Wirtschaft an!

M.P.