Dienstag, 30. Juni 2015

Neoprenanzug ja, nein, vielleicht...Gedanken

Hallo alle miteinander,

Ironman Frankfurt steht vor der Tür. Es ist den ersten Tag so richtig heiss und es werden wohl bis (einschließlich) Sonntag noch mehr heisse Tage werden. Und wie immer schwebt sofort das böse Wort im Raum... aller Voraussicht nach wird es ein

"NEO VERBOT" <--- böses Wort


geben. Zeit für mich, mal den Finger in die Wunde Einiger zu legen...sorry dafür...! :-)

Bereits jetzt werden die ersten Sportler nervös...und die sozialen Medien sind voll von Zweifeln...und ich frage mich natürlich, warum?! Naja, im Grunde frage ich es mich nicht wirklich, denn eine Entwicklung unserer Zeit, die seit längerem zu beobachten und ziemlich kritisch zu sehen ist, hat mitterlerweile den Langdistanz-Triathlon erreicht. Und die heisst: MINIMALER AUFWAND (in der Hoffnung auf) MAXIMALER NUTZEN...

Kleiner Exkurs

"Früher" war die extremste Form des Ausdauersports der Marathon... mittlerweile ist dieser zum Breitensport-Event "verkommen" mit Zielschlusszeiten die fast doppelt so lange sind wie in den 80/90er Jahren. Die Rechnung: "...naja, ich laufe ja 4* pro Woche 10km, dann schaffe ich auch den Marathon..." ist schlicht weg illusorisch - um es diplomatisch auszudrücken. Bereits "nur" Marathon ist absolut eine Extremsportart, auf die man sich adäquat und sinnvoll vorbereiten muss!!!

Ironman bzw. Langdistanz Triathlon setzt dem ganzen noch die Krone auf. Mental, physisch und psychisch!!! Mittlerweile trifft man leider auch dort vermehrt auf Menschen die nach dem Motto "Höher. Schneller. Weiter." verfahren, bzw. MINI-MAXI - vor kurzem ihren ersten (einzigen?) Marathon gelaufen sind (wenn überhaupt) und nun die "nächste Stufe" gehen möchten - Finisher eines LD Triathlons zu sein...soweit so gut.

Wenn ich mit einer Harakiki-Vorbereitung Marathon laufe, dann kann ich jederzeit aussteigen und ggf. in die Bahn / Bus einsteigen und gut is'. ...wenn ich beim Schwimmen mit rund 2.500 anderen Menschen mit einer Harakiri-Vorbereitung in einen See / Meer an den Start gehe, sieht das GANZ ANDERS aus. Es ist gefährlich und unverantwortlich sich selbst und auch den Helfern gegenüber!!!

Besenwagen Strategie?

Daraus folgt, dass viele Sportler / Interessierte / Neulinge nach dem Zeitfenster für das Schwimmen fragen. Schwimmen 1* pro Woche "so neben her" oder "nur als aktive Regeneration". Kalkulieren mit Zeiten in der Nähe des "Cut off" oder verlassen sich eben darauf im Neo schwimmen zu dürfen, weil sie es ohne nicht schaffen!!!

Liebe Leute, wir betreiben eine "Outdoor Sportart". Regen, Kälte, Sonne und Hitze gehören genauso dazu wie "Neo erlaubt" oder "Neo verboten"...wenn ich mich entscheide bei einer LD teilzunehmen, dann sollte ich sicherstellen, dass ich in der Lage bin - zunächst - die Auftaktdisziplin OHNE Hilfsmittel bewältigen zu können!!! Punkt, fertig, aus.

Ich freue mich über jeden der hinter dem Führungsfahrzeug schwimmt, radelt, läuft. Sich vorne, mitte, hinten tummelt - aber bitte kalkuliert doch nicht mit dem Besenwagen!

Falscher "Trend"

Leider geht der Trend im (Schwimm)Training aus meiner Sicht in eine völlig falsche Richtung. Mir ist mal ein Spruch begegnet der ging in etwa so: "Den Triathleten erkennt man im Schwimmbad am Beutel voller Spielzeug...". Paddles, Pullbuoey, Flossen, Schnorchel, Gummibänder, Klammer, Anti-Fog-Spray etc. etc. Klebezettel am Beckenrand mit 100ten von kurzen Intervallen und Gedöns. Immer schön Anschlagwende und Pause etc. etc. Hauptsache die GPS Uhr trackt die Bahnen, Zyklen, Züge. Doktorarbeit. Hilfsmittel an / aus. Hin und Her. Vor uns zurück. Schnell hier, schnell da und was weiss ich noch alles. Ist so schön abwechslungsreich - ich weiss...

Ich mache es ganz kurz: Was ist das Anforderungsprofil auf der LD beim Schwimmen?

Na, dämmert es? Genau. Richtig. Lange, rhythmisch und (aus)dauernd Schwimmen!

Jedes der o.g. Hilfsmittel hat sicher seine Daseinsberechtigung - aber zunächst einmal geht es für die meisten "Spätberufenen" Schwimmer/Triathleten um's Schwimmen selber!!! Alleine die Auseinandersetzung mit 4 (in Worten: vier) Schwimmlagen - jaaaa, die gibt es - würde den meisten Sportlern mehr bringen. Manche Lagen kann man sogar rückwärts und/oder unter Wasser schwimmen usw. Permanent (womöglich ausschließlich?) mit Pullbuoey etc. zu schwimmen ist schlichtweg Selbstbetrug.

Fazit

Jeder soll seine Ziele und Träume haben und versuchen zu verwirklichen - aber bereitet euch adäquat vor! Schwimmt eure Technikeinheiten ausgiebig und/oder längere Distanzen Intervalle, macht 1/4- 1/2- und 3/4- "Stundenschwimmen". Schwimmt "blank". etc. etc. "Rüstet" euch für die Anforderungen der jeweiligen Disziplin. Holt euch dadurch (Selbst)Sicherheit und habt Spaß dabei!!!

Für einige wird die Zeit bis Sonntag diesbezüglich ziemlich knapp, aber ich wünsche auf diesem Weg trotzdem JEDEM einen guten und sicheren Wettkampf!

Cheers,
M.P.

Donnerstag, 25. Juni 2015

BJS abschaffen - Nachtrag...

Hallo alle miteinander,

ich finde es Wahnsinn welche Blüten die Diskussion zur Onlinepetition gegen die Bundesjugendspiele treibt. Insbesondere wenn es sich offensichtlich um Personen handelt die mit dem Schulsystem nichts zu tun haben/hatten - außer während der eigenen Schulzeit. Es werden die waghalsige Theorien und Ableitungen hergestellt, eigene Erfahrungen geteilt (meist die negativen), Schulsysteme ja fast schon Gesellschaftsformen in Frage gestellt. Man sieht also, dass das Thema die Gemüter erregt und anscheinend jeden irgendwie betrifft / betraf - entweder direkt oder indirekt...gut so.

Sehr spannend. Sehr interessant. Sehr aufschlussreich. ...dies geht allerdings an der eigentlichen Grundfrage der Petition vorbei. Egal. Wie auch immer...

Die wichtigsten Ideen / Vorschläge / genannten Erfahrungen / Fragen diverser Diskussionsteilnehmer möchte ich gerne aufgreifen - aber Achtung, es können Dinge von mir dabei sein, die mit leichter Ironie und Sarkassmus geschrieben sind (extra gekennzeichnet). Here it comes:

Freiwillig (BJS)

Zum Thema "freiwillige Teilnahme" kann ich nur sagen: schaut euch die Heerschaaren an Freiwilligen an, die gerne im Elternbeirat sind, sich auf Schulfesten engagieren, bei Projektwochen helfen, beim Vorlesenachmittag an Grundschulen beteiligen, Schulcaféterias bewirten, bei Schulausflügen (oder den BJS) helfen, ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen übernehmen. Es sind so viele, dass die Schulen/Vereine mittlerweile ein Losverfahren eingeführt haben... *Sarkasmus*

Huch, das waren ja nur Elternthemen. Aber wir sind ja Vorbilder, gell?! Okay. Wer macht freiwillig Tafeldienst? Wer macht freiwillig Aufräumdienst? Wer macht freiwillig den "Streitschlichter" auf dem Schulhof? Wer macht freiwillig...hmm...nee...das nimmt kein gutes Ende, lassen wir das.

Interessant wäre dann zu sehen wie die Teilnahme/Beteiligung tatsächlich abläuft, wenn zeitgleich keine Betreuung angeboten würde (da die Lehrkräfte ja auf dem Sportplatz sind) und diese Aufgabe somit wieder bei den Eltern läge?! "...ach komm schon...die 800m laufen ist doch nicht so schlimm...!"  ...uff...Kind weg...und ab gehts zum Shoppen oder mit den Freunden ins Café. Okay, der ein oder andere muss sicherlich auch arbeiten. Oder freinehmen?! Natürlich freiwillig. :-) *Sarkassmus*

Sportunterricht abschaffen!

Einige Diskutanten gehen bereits soweit den Sportunterricht abschaffen zu wollen - aufgrund der eigenen (negativen?!) Erfahrung. Für alle die in ihrer Vergangenheit "traumatische" Erfahrungen im Sport gemacht haben tut es mir leid, aber die Qualität des Sportunterrichts steht und fällt immer mit der handelnden Person - also dem Trainer/Lehrer!!! Die Lehrpläne schränken weder die Möglichkeiten noch die Kreativität der Verantwortlichen ein - es sind Leitlinien in denen man sich bewegen kann. Wie im echten Leben: ist mein Job sch... weil mein Chef sch... ist?! Ist der Chef sch... weil der Job sch... ist? Bin ich sch... weil der Job ...ähhh...ich bin verwirrt... *Ironie*

Eine Qual für die meisten!

...diese Aussage finde ich von einer Einzelperson schon beachtlich: "...für die meisten Kinder ist Sportunterricht (und BJS) eine einzige Qual...". Mich würde die Grundlage für diese Aussage interessieren. Alleine rein physiologisch ist "Herumsitzen" im Unterricht eher eine Qual als sich "falschem" Sportunterricht ausgesetzt zu sehen.

Bei den letzten BJS habe ich von rund 200 SchülerInnen an der Schule meiner Tochter evtl. eine "handvoll" weinen sehen, weil sie auf dem 800m Lauf die ersten 200m losgeschossen sind und dann zurückfielen. Der Grund war nicht die Qual, sondern eher ein Mangel an Erfahrung, Einteilung (vielleicht auch Training?) und evtl. auch Enttäuschung und Scham über die falsche Selbsteinschätzung /-wahrnehmung im Vorfeld (ich meine, es waren ausschließlich Jungs, die somit ihrem Alphatierchen Status nicht gerecht wurden). So what - auch 'ne Erfahrung! Ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wenden sie eine andere Strategie an - und somit hat es einen guten Effekt (gehabt). Auch für Weiteres.

Sport macht dumm!

In die gleiche Liga gehört die geäußerte "Feststellung" das nur wenige Akademiker Leistungssportler sind. Aha...woher kommt diese Erkenntniss? Gibt es statistische Erhebungen? Und wenn ja, wo sind diese und wer hat sie gemacht? Akademiker? Andersherum gefragt - was ist die Definition des - hier genannten - Leistungssportlers? Ist der Herr Professor der Marathon in 5h läuft kein Leistungssportler? Sind alle Leistungssportler dumm? Ich welchen Berufen arbeiten sie dann? Sind alle anderen Berufsgruppen außer Akademikern nur Maden?! Lieber "Meinender"...bitte schnell den Arzt rufen! ...der muss dann aber wohl mit'm Auto kommen...oder selber hinfahren?! *Sarkasmus & Ironie*

Fakt ist - die kognitive und neuronale Entwicklung geht mit der motorischen Entwicklung einher, was nicht bedeutet, dass Supersportler superschlau werden müssen und umgekehrt Intelligenznieten sich nicht zu bewegen wissen. Erstmal geht es nur um Vernetzung, Synapsen usw.  ...manche Leute bringen es also offensichtlich sogar bis zum Nationalspieler. (ouuuhh...schön das Klischee bedienen) :-) *Ironie*

Welchen Sinn haben BJS?

Welchen Sinn haben Klassenarbeiten? ...in der Regel bereitet man sich auf etwas vor (Prüfung) und liefert dann ab. Es dient der Vertiefung oder Bindung ans Thema. Im Sport ist es genauso - ich übe (im Idealfall mehr als 2 Wochen vor den BJS) im Sportunterricht, im Verein oder privat (jaaa...das geht nämlich auch liebe Eltern) und an den BJS versuche ich mein Bestes und schaue wofür es reicht. Aber leider leben wir mittlerweile in einer Gesellschaft in der eine Schulnote 3 schon als Katastrophe empfunden wird, um "Abgangszeugnisse" in der 4. Klasse gefeilscht und Empfehlungen für die Realschule ignoriert und als persönlicher Affront gesehen werden. Gute Nacht, Marie...! *leider weder Ironie noch Sarkasmus*

BJS Disziplinen überholt!

Alle diejenigen die BJS Disziplinen als überholt einstufen sei gesagt, dass man zunächst einmal Übungen nehmen muss, die objektiv bewertbar - also messbar sind! Wer findet Sportarten wirklich fair, in denen der Sportler/Athlet von einer Jury bewertet wird die "Ausdruck" oder "künstlerische Anspruch" etc. etc. nach eigenem Gusto und/oder Sympathie bewertet?! Die bei den BJS durchgeführten Übungen sind GRUNDÜBUNGEN / -FERTIGKEITEN. Laufen, Werfen, Springen. Fertig! Wer dies als Überforderung einstuft, dem ist schwierig zu helfen. Überholt sind sie auf keinen Fall - gerne können die zahlreichen Alternativen vorgeschlagen werden, die einem Großteil - noch besser allen - Kindern & Jugendlichen gerecht werden? *Sarkassmus*

Wettkampf macht Druck

Ja aber natürlich. Es heißt WETT-->KAMPF. Nicht Wett-Kuscheln, Wett-Wohlfühlen, Wett-enDass. Jeder Tag in der Schule ist Wettkampf - dauernd, überall - um den besten Platz, das höchste Lob, die schönste Schrift, als erster fertig sein bei den Übungsaufgaben, auf dem Schulhof der beste FängerIn, der höchste KlettererIn, das/der beliebteste Mädchen/Junge, Klamotten, Handy, Rucksack. Alles ist Druck - oder eben auch nicht! Es liegt in der Natur des Menschen zu vergleichen. Die Frage ist doch, wie gehe ich damit um bzw. wie statte ich mein Kind mit Selbstbewußtsein aus und/oder stärke ihm/ihr den Rücken?!

Toll

Zum Schluss: wahnsinnig toll finde ich in der Petition den Ausdruck "Peergroup" in dem Zusammenhang. Sehr gelungen. Einfach schön "Gender Mainstream". ...i love it! *Ironie*

Toller

Ganz zum Schluss: Warum mache ich mir die Mühe soviel zu dem Thema zu schreiben? Weil es meine Herzensangelegenheit ist! Checkt das Mal www.perpetuum-mobile-ev.de - zumindest schonmal eine der möglichen Lösungen für den Sportunterricht.

Hossa!
M.P.


Petition gegen Bundesjugendspiele?!

Hallo alle miteinander,

...seit einigen Tagen geistert folgendes Thema in den Medien herum:

PETITION ZUR ABSCHAFFUNG DER BUNDESJUGENDSPIELE

...als ich gestern im Radio hörte, dass "eine Mutter" eine Onlinepetition gestartet hat zur Abschaffung der BJS wusste ich zunächst nicht ob es ernst, sarkastisch oder was auch immer gemeint war, aber anscheinend ist es ernst... *waas?*

Hintergrund wäre, dass die Kinder "frustriert" an den BJS teilnehmen bzw. wiederkommen nachdem sie "nur" eine "Siegerurkunde" bekommen (haben). Darüber hinaus wären die BJS nicht mehr zeitgemäß etc. etc. Sie selber wäre genauso gewesen, hätte nur negative Erinnerungen daran usw. usf...man müsste sie (die Kinder) davor schützen. *waaas?*

Was sagt DAS eigentlich aus? Aber zunächst...

BESTANDSAUFNAHME BJS

Zunächst einmal wurden vielerorts die BJS in "Sportfest" umbenannt - was ich halbwegs noch nachvollziehen kann, obwohl ich "Leichtathletikfest" oder "LA Wettkampf" besser fände, falls man dort auf die klassichen Disziplinen / Übungen setzt. Gleichwohl wurden an vielen Schulen bereits die "harten" Kriterien des Messens, Stoppens & Auswertens beiseite gelegt und es gibt nur noch 1., 2., 3., 4., 5., 6. "Sieger" im Laufen, "Zonen Springen", "Teilnehmerurkunden" usw. usf. ...um bereits jetzt bloß keine Leistungen vergleichen zu können um niemanden zu "frustrieren"?!

Würde man eine professionellen Auswertung über alle Veranstaltungen der letzten 10-15 Jahre führen, wäre die Statistik / Entwicklung wahrscheinlich mehr als ernüchternd!

BESTANDSAUFNAHME FÄHIGKEITEN DER KINDER

Durch meine fast 10jährige (freie) Tätigkeit im schulischen Umfeld an Grund- und weiterführenden Schulen kann ich folgendes feststellen:

Kinder könnnen:
- keine Purzelbäume mehr
- kein Seil / Stange hochklettern
- nicht Werfen / Stoßen
- scheitern bereits am Überwinden von 3-4teiligen Kästen
- nicht mehr (rückwärts) Balancieren
- haben mangelnde Ausdauer
- sind unkoordiniert
- sind orientierungslos im Raum
- haben kein Distanzgefühl
- haben wenig Stützkraft & Körperspannung
- kaum auf einem Bein hüpfen / stehen
- keine Bälle / Gegenstände einschätzen & fangen
- sich nicht in Mannschaften integrieren
- keinen Teamgeist entwickeln
- die Leistung von anderen respektieren / honorieren
- sich nicht mehr Entschuldigen
- für ihre Fehler einstehen
- ...diese Liste ist noch leicht fortsetzbar!

BESTANDSAUFNAHME SPORTUNTERRICHT

Es gibt sicher leuchtende Beispiele im positiven Sinne, aber in den vergangenen Jahren sieht meine erlebte Realität meist so aus, dass der Sportunterricht geprägt ist von unangeleitetem "freiem Beschäftigen", "Rollbrettfahren" (nein, kein Skateboard),  "Pedalos", "Pferdchen spielen" (Mädchen), "Kicken" (Jungs). Fertig!!!

Darüber hinaus befinden sich mittlerweile in nahezu jeder Klasse Kinder bei denen man vor der Wahl steht - sagen wir diplomatisch - die Gruppe zu schützen oder die Person vor sich selber. Alleine darüber ließe sich vortrefflich eine eigene Diskussion führen...wie auch immer...notorische Turnsachenvergesser...Entschuldigungen wg. Müdigkeit (!!!) der Kinder oder ähnlichen "gravierenden" Umständen sind nicht ungewöhnlich...

Dazu kommt, dass oft nur eine Doppelstunde (90min) pro Woche zur Verfügung steht und diese teilweise auch auf jeweils zwei 45minütige Stunden aufgeteilt wird. Es bleiben im Falle der Doppelstunde ca. 65min und von der (schul)einstündigen Einheit noch 20-25min Bewegungszeit (!!!) durch Gang in die Sporthalle und Umziehen. Das Fass "fachremder Unterricht" mache ich gar nicht erst auf. Für die BJS wird im Vorfeld meist alibi-mäßig 1-2 Wochen vorher "geübt"... Aber muss ich mich dann wundern dass es bei den BJS zu diversen Situationen kommt?

ANDEREN REALITÄTEN INS AUGE BLICKEN

Kinder "könnnen" dafür:
- bereits im Kindergartenalter mit dem Tablet umgehen
- 10% der 3jährigen surfen im www
- haben in der Grundschule schon Smartphones
- Fernseher und Spielkonsole(n) im Zimmer
- stundenlang (unbeaufsichtigt?!) im Internet surfen
- Langeweile haben sobald o.g. Sachen nicht verfügbar sind
- ...diese Liste ist ebenso leicht fortsetzbar!

Lieber strebt man danach, dass den Kindern der reguläre Lernstoff eingetrichtert wird ohne Ende, 2. oder 3. Fremdsprache im Kindergarten, am besten schon in der zweiten Klasse mit dem internationalen Vergleich & PISA daherkommen, "Bulemie-Lernen" an der weiterführenden Schule und mit der Globalisierungsfahne winken!

Gibt es aber adäquate, hochqualitätive Sportprojekte / Angebote die den vorgenannten Problematiken entgegenwirken, sind nur wenige bereit zusätzliche Kosten zu übernehmen. (Öffentliche) "Schule darf kein Geld kosten", "...die Eltern sind schon genug belastet" (Milchgeld, Kopiergeld, Ausflug), "...die haben doch Sportunterricht"...sind das nur einige der "Argumente" die einem von verschiedenen Seiten entgegenschlagen.  

Ich finde DAS sollte die Eltern viel mehr alarmieren und zum Nachdenken anregen!!!!

Die v.g. Liste sind nur die "Hard(ware) Facts". Hier möchte ich auf die "Soft Skills" (bzw. deren negativer Beeinflussung) der Kinder bewußt nicht stark eingehen - vielleicht nur verbunden mit den Fragen, woher sie DIESE denn bekommen? Oder sind Eltern womöglich gar nicht alarmiert weil die v.g. Sachen zu den eigene Handlungsweisen gehören? Dazu vielleicht eine Lebensweise mit wenig Bewegung / ohne sportlicher Betätigung? Hört aber warscheinlich keiner gerne?!

Die Kinder sind der Spiegel von (uns) Eltern und (unserer) Gesellschaft in der sie leben. Und das ist ein Fakt! WIR sind es doch, die den Kindern (sportliche) Angebote machen müssen, Kindergarten, Schule, Verein aber ZU ALLER ERST ELTERN UND FAMILIE!

Muss ich meine - möglicherweise - negativen Erfahrungen (mit den BJS) auf andere projizieren und (meine Kinder) in gleicher Weise (negativ) beeinflussen? Oder gebe ich "der Sache" eine neue Chance, blicke der Realität ins Auge und helfe es (meinen Kindern) richtig einzuordnen? Wir müssen (unseren) Kindern den Weg und dem Umgang mit allem zeigen, mit Siegen & Niederlagen, mit Erfolg und Misserfolg!

LÖSUNGEN?!

Zunächst mal - Sport & Bewegung ist IMMER zeitgemäß! Guter Sportunterricht / Trainingsstunde ist harte Arbeit! Man muss sich Gedanken machen und vorbereitet sein. Fleissig, kreativ & attraktiv aufbauen. Vorbild sein. Dazu gehört auch Schwitzen und Ächzen wenn man die guten alten Turngeräte benutzt, denn in der Materialgarage nutzen sie wenig. Schule & Vereine müssen sich öffnen für externes, professionelles Personal.

Speziell Leichtathletik ist / kann so ein atraktives und vielfältiges Thema sein. Alleine mit der methodischen Vermittlung des Werfens oder Springens kann (muss!) man zig Unterrichtseinheiten über Wochen interessant gestalten. Warum bilden Leichtathletikvereine ihre Kinder / Sportler über Jahre aus - weil man es auch in einer Woche lernen kann?!

Ketzerischer Vorschlag: Kinder werden täglich teilweise wenige 100m mit dem Auto zur Schule gefahren / abgeholt. Einfach einen Monat "per pedes" und schon hat man z.B. die Gebühr für eine AG oder Verein?! Gleichzeitig bewegen sie sich bereits vor dem Unterrichtsbeginn, können ggf. ihre ersten Gespräche vor dem Unterricht führen, lernen Verantwortung und Pünktlichkeit. Stattdessen gibt es "Gleitzeit" oder "flexiblen Schulbeginn"! Aus der Erfahrung heraus kommen "Zuspätkommer" immer zu spät...egal wie groß das Zeitfenster ist...aber ich schweife ab... :-)

In der Schule stehen die Kinder nahezu täglich vor "Herausforderungen" die sie sehr gut, weniger gut, mittelmäßig oder schlecht beherrschen - in ALLEN REGELFÄCHERN! Das ist Schule. Das ist das Wesen eines Lernprozesses. Dies wird an der weiterführenden Schule bis zu Abschluss so bleiben. Und sehr warscheinlich im Beruf und darüber hinaus. ES IST NORMAL - SO IST DAS LEBEN!

Und welche bessere Möglichkeit gäbe es (für Kinder), als sich im Sport all diese Fähigkeiten wie Freude, Stolz, Mut, Trauer, Schmerz, Niederlage, Ausdauer, Stärke, Erfolg, Zielstrebigkeit, Motivation, Teamgeist, Fairness, Glück, Spielfreude, Widerstandskraft, Experimentierfreude, Cleverness, Gewitzheit usw. usf. anzueignen, zu erleben, auszuprobieren und im "echten" Leben einzusetzen?!

Welches Signal geht für unsere Kinder davon aus, wenn man den Besseren / Sieger nicht als solchen akzeptieren / respektieren kann? Woran sollen unsere Kinder wachsen, wenn man ihnen nicht zeigt wo ihre (Verbesserungs)möglichkeiten und Potenziale liegen? Woran orientieren sie sich, wenn alle "Sieger" sind? Warum versuchen wir sie in Watte zu packen und vor allen "Härten" des Lebens fernzuhalten und sie weichzuspülen? Vielmehr als der Sieg - der immer süß schmeckt - wecken die Niederlagen und der Umgang damit unsere Fähigkeiten & Motivation!

Wir können sie in den ersten Jahren nur bestmöglich mit allen Dingen ausstatten und konfrontieren, die wichtig und nützlich sind - danach müssen wir sie "ziehen lassen" und können sie nur noch (erstaunt) auf ihrem Weg begleiten...! Siege und Niederlagen gehören dazu. Sport ist eines der besten Mittel dies zu lernen.

In diesem Sinne..."

...das musste mal raus! :-)

M.P.

Freitag, 19. Juni 2015

Die Wirkung von Sport - einmal ganz anders...!

Hallo alle miteinander,

der heutige Post ist anders als der Vergangenheit - denn es geht nicht um sportartspezifische Aspekte, Trainingswirkung /-tipps oder Ähnliches - der heutige Post hat einen philosophischeren Ansatz aufgrund zweier persönlicher Begegnungen - insbesondere der heutigen.

SPORT WIRKT INTEGRATIV!
SPORT HILFT ÜBER GRENZEN HINWEG!
SPORT VERBINDET!
SPORT IST EINE INTERNATIONALE SPRACHE!
SPORT KANN "HEILEN" (oder zumindest dabei helfen)!

RÜCKBLENDE 8 Wochen:
Ich trainierte auf einem Sportplatz - Athletiktraining in Kombination mit harten Laufabschnitten. AUSSERHALB des Geländes lief ein junger Mann mit offensichtlich afrikanischen Wurzeln in halbwegs sportiv aussehenden Klamotten aber definitiv mit den "falschen" Schuhen seine Runden. Unsere Blicke begegneten sich in gewisser Regelmäßigkeit, ich bemerkte seine Unsicherheit, einige Runden später nickten wir uns "anerkennend" zu.

Diese Kontaktaufnahme war quasi der Eisbrecher - mein Gefühl sagte mir sofort "...Flüchtling" - und er traute sich nun auf das Gelände, setzte sich und beobachtete mein Tun. Als ich auf meinen Auslaufrunden war, bat ich ihn mit mir zu laufen und wir unterhielten uns mit einem Mischmasch aus Händen, Füßen und Englisch. Er - 26J. - alleine geflüchtet, seit 2 Jahren unterwegs, zuletzt über das Mittelmeer, nun im Flüchtlingsheim seit einigen Wochen, liebt Fußball, mag Joggen & Training allgemein und tut es um der Langweile des Heims zu entgehen. Zunächst war ich mir unsicher ob es in Ordnung ist ihn zu fragen ob er meine Laufschuhe haben möchte, aber dann tat ich es einfach und er nahm freudig an.

Ohne hier zu sehr auf seine Schilderungen einzugehen - jeder kann es sich aufgrund ständiger Medienberichte wohl selber denken - ist eine solche Flucht und insbesondere die Menschen(händler) und wohl einige andere Begegnungen auf dem Weg sind nicht unbedingt die beste Voraussetzung um Vertrauen in fremde Menschen zu haben. Für ihn war es hoffentlich ein Hinweis, dass es auch anders sein kann. Von meiner Seite war es wieder einmal mehr der Beweis, wie verdammt priviligiert wir sind und wir (leider) alles als ziemlich selbstverständlich in unserem Leben/Land ansehen.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und dann ging jeder seines Weges. Beide um mindestens eine wichtige Erfahrung reicher die über/wegen dem Sport als Berührungspunkt entstanden ist...!

RÜCKBLENDE heute 19.6.:
Parkour AG an einer Schule - eine Lehrkraft frage mich ob ich mich in der Lage sehe ein 9jähriges Flüchtlingskind aus Syrien (!) teilnehmen zu lassen?! Der Junge sei extrem wissbegierig, hat seinen Deutsch-Intensivkurs mit Bravour in kürzester Zeit absolviert usw. usf. ...nicht zulezt aufgrund meines gemeinnützigen Sportprojektes (www.perpetuum-mobile-ev.de) bin ich es über die Jahre gewohnt mit solchen "speziellen" Situationen umzugehen. Von daher war es für mich selbstverständlich, das er teilnehmen darf.

Da war er also nun. Still, schüchtern, ohne Regungen im Blick/Gesicht. Ich begann die Stunde - für die anderen Teilnehmer ungewohnt - mit der Bitte dass alle mir helfen unserem Gast eine gute Parkourstunde zu bereiten, die gewohnten Regeln besonders gut umzusetzen usw. usf. als Anleitung/Unterstützung unseres Gastes.

Hintergrund ist der, dass der Junge aufgrund seiner Erfahrungen "Probleme" damit hat, wenn jemand für ihn Entscheidungen fällt. Nachvollziehbar. Er (und seine Familie) haben auf der Flucht ständig eigene wahrscheinlich (über)lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen. Wenn man sich auch nur im Ansatz vorstellen kann, was seine Augen, sein Herz und seine Seele in so jungen Jahren schon alles gesehen, erlebt und erfahren haben...da kommt von uns in 100 Jahren (hoffentlich) niemand ran...!

Stunde beginnt - nach einem kurzen intensiven Warmup erkläre ich die Übungen der heutigen Session. Er saugt alles auf wie ein Schwamm! Beginnt mit mir zu reden, möchten zeigen was er schon kann und als er - ohne Kuschelpädagogik - berechtigtes Lob für die sehr gute Umsetzung der Übung(en) einheimst, strahlt sein Gesicht immer wieder und er bekommt eine stark veränderte Körpersprache...! Es flackert Selbstbewußtsein auf (dass sich aber im Umkehrschluss auch genauso schnell verflüchtigt). Die Stunde lief ziemlich perfekt...und ich freue mich schon auf nächste Woche...und vielleicht den nächsten Stein im Puzzle auf seinem Weg Richtung kindlicher Normalität...

Ich liebe meinen Job - this made my day (again)!

Cheers,
Michael

Samstag, 13. Juni 2015

Olympische Distanz Baku - Frauen - Laufanalyse Plätze 1-3


Hallo Freunde des gepflegten Tri-Kampfs,

heute bei der Übertragung der Olympischen Distanz der Frauen bei den European Games haben die Protagonistinnen (mal wieder) einen super Job abgeliefert und - wie ich finde - tolle Werbung für den Triathlon gemacht.

In diesem Post soll es aber um ein bestimmtes Detail des Triathlon, bzw. des Laufens im Speziellen gehen. Die FREQUENZ!

Vorab: von Verbandsseite werden die beiden ersten Disziplinen auf der OD sogar offiziell als sog. "Zubringer Disziplinen" eingestuft. Man könnte also auch vereinfacht sagen, olympischer Triathlon ist ein Laufwettkampf bzw. /-entscheidung.

Natürlich ist der Gesamtwettkampf komplex und man kann sich auf internationalem Spitzenniveau sicher nirgendwo eine echte Schwäche leisten - nichts desto trotz kann man nach "weniger gutem" Schwimmen auf dem Rad "nach vorne gespült" werden oder wenn sich Spitzengruppe(n) nicht einig ist, mit einer Verfolgergruppe aufschließen usw. usf. ...es sind also Dinge dabei, die mögliche Schwächen kompensieren können. Beim Laufen dagegen geht das nicht!

Beim heutigen WK gab es die Situation, dass 3 Frauen gleichzeitig in die 2te Wechselzone gefahren sind. Nicola Spirig (SUI) - die spätere Gesamtsiegerin, Rachel Klamer (NED) und Lisa Noorden (SWE). Schnellster Wechsel war von Nicola Spirig, nahezu zeitgleich Lisa Noorden und Rachel Klamer, hatte leichte Probleme.

Nicola Spirig hat SOFORT das Rennen diktiert und lief kontinuierlich einen Vorsprung heraus. In der Verfolgung konnte Rachel Klamer sehr schnell zu Lisa Noorden aufschließen und hat von da an diesen Zweikampf um Platz 2 bestimmt. Beide Verfolgerinnen hatten zu keiner Zeit eine Chance zu Nicola Spirig aufzuschließen - vorausgesetzt, diese zeigt keine Schwäche. Warum war das so?

Die (Schritt)FREQUENZ!

In jeder Kameraeinstellung habe ich versucht die Frequenzen zu zählen, die alle drei Athletinnen auf den Asphalt brennen. Dies habe ich für jede der drei Athletinnen wenigsten 12-15 Mal gemacht um etwaige (im Fernseher nicht zu erkennende) Steigungen/Gefälle erkennen zu können. Wie? Zyklen zählen (also nur ein Bein beobachten/zählen) für 15sek *2 (sind ja zwei Beine) *4 = Schrittfrequenz pro Minute.

Nicola Spirig ---> 208 (!!!) Schritte pro Minute
Rachel Klamer ---> 184 Schritte pro Minute
Lisa Noorden ---> 168 Schritte pro Minute

Nicola und Rachel sind gleich groß (166cm), Lisa 10cm größer, was im direkten Vergleich der zwei Verfolgerinnen erklärt warum beide gleich schnell, aber mit unterschiedlicher Frequenz unterwegs waren.

Nehmen wir nun an, dass Nicola und Rachel auch die gleiche Schrittlänge haben, wäre ALLEINE die FREQUENZ schon der entscheidende Faktor gewesen und Rachel hätte niemals eine Chance gehabt. Auf der Veranstalterwebsite von Baku sind die Körpermaße angegeben und Nicola ist dort 2kg schwerer als Rachel und 9 Jahre (!) älter...somit hat Nicola zusätzlich auch die physisch (noch)höhere Leistung erbracht.

Nicola lief auf der ersten Runde 31sek. Vorsprung heraus, auf der zweiten Runde steigerte sie das auf insgesamt 51sek. und bis zum Schluss auf 1:16min. Endzeit (Lauf) 34:46min. Hammer!

Im Schlussspurt zwischen Rachel und Lisa blieb Lisa bei ihrer Frequenz und Rachel erhöhte ihre auf den letzten 150-200m in den Bereich (geschätzt) von Nicola und konnte somit mit 2 Sekunden Vorsprung den zweiten Platz sicher - der durch die ständige/alleinige Verfolgungsarbeit auch mehr als verdient war.

Fazit: Frequenztraining sollte auch für dem Amateur- oder Hobbytriathleten immer wieder auf dem Programm stehen. Man erarbeitet sich "taktisch" viel mehr Möglichkeiten um auf topographische Gegebenheiten oder Konkurrenzsituationen reagieren zu können. Übrigens: Im Herren-Marathon (blank) werden auch Frequenzen im 190-200er Bereich gelaufen!

Kleiner Tipp: bei euren nächsten Lauf zählt mal eure eigene Frequenz im 10er WK Tempo - einfach mal so... ;-)

No train - no gain!

Cheers,
Michael