Freitag, 30. Oktober 2015

...bester Trainer?!

Hallo Ausdauersportler / Triathleten,

ich möchte mal wieder Zeit Stellung zu beziehen aufgrund einer Frage in einem Internetforum:

Welcher Trainer schreibt die besten Pläne?

Die Antworten kamen zahlreich - "...Trainer XY macht die besten Pläne", "...ich nehme die Pläne aus der Zeitschrift XYZ", "...Trainer brauchst Du nicht, hör auf dein Gefühl", "...beim Laufen mach ich "Greif" - Radfahren kann jeder - und Schwimmen mach ich nur als Erholung"...

Ich amüsiere mich schon ein bisschen über fast jede der o.g. Antworten dieser Art von denen noch weitere mit ähnlichem Tenor dabei waren...und ich nehme den Ball gerne auf...Fakt ist, es gibt kein Schwarz-oder-Weiss...

Die Trainerfrage!

Zunächst einmal gibt es keine richtige Antwort darauf WER die besten Pläne schreibt, aber es gibt Kriterien die ein Sportler auf "Trainersuche" für sich überprüfen sollte. Zum einen ist allem voran die fachliche Qualifikation des Trainers schon einmal der erste Punkt der gecheckt werden sollte. 700,- € teure Multiple-Choice-Tests als Trainerausbildung zu verkaufen, wie es eine große Marke im Triathlonzirkus tut, sind schlichtweg Irrsinn und auch ein Stück weit diskreditierend einem ganzen Berufsstand gegenüber! ...wie auch immer...

Anschließend kann man in einem Eingangsgespräch für beide Seiten checken ob es menschlich passt?! Auch das ist eine Qualifikation und somit Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit in beide Richtungen. Später solltet ihr prüfen ob der Trainer auch auf euch eingeht oder "Schema F" fährt nach dem Motto: "...hier ist Dein Plan, friss oder stirb...".

Weiter sollte man sich nach Möglichkeit anschauen / nachfragen, wieviele Sportler der in Frage kommende Trainer betreut und wie die Konzepte dahinter ausschauen. Nahezu jeder Trainer der sich auf dem Markt tummelt proklamiert für sich, Sportler individuell zu betreuen. So weit, so gut. Dafür gibt es aber bestimmte Eckpunkte.

Nach Austausch mit vielen meiner Kollegen im Rahmen des DTU A-Lizenz Lehrgangs liegt die Zahl irgendwo zwischen 15-30 (max.!!!) Sportlern WENN diese tatsächlich individuell betreut werden. Die Rechnung ist ziemlich einfach - im Schnitt werden pro Woche 2-3h pro Sportler aufgewendet für Kommunikation, Austausch, Analyse, Planung / Anpassung etc. etc. Andernfalls sind es bestenfalls Rahmentrainingspläne, mittelschlechtestenfalls Beschäftigungstherapie und schlechtestensfalls Copy & Paste... Do the math!

Fazit: Jeder Sportler ist ein Individuum und dies sollte / muss sich in der individuellen Trainingsbetreuung und im Umgang wiederspiegeln! Den besten Trainer gibt es nicht. Qualitätsunterschiede gibt es sehr wohl.

Die Zeitschriftenfrage!

Viele werden denken: "...klar muss er als Trainer seinen Berufsstand verteidigen...". Dazu sage ich: JA und NEIN. Ich stelle mit ein paar Gegenfragen:

- Strebst Du nach der für Dich bestmöglichen Leistung oder ist Dir dein Abschneiden egal?
- Bist Du Individualist oder "Lemming"?
- Fortschritt, Stagnation oder Rückschritt?
- Triffst Du Entscheidungen in anderen Bereichen des Lebens (auch) nach Faustformeln?
- Bringst Du Dein Auto lieber in die (Fach)Werkstatt oder reparierst Du nach Herstellerhandbuch selber? *Achtung Metapher*
- Stimmt Deine Form oder steht das in der nächsten Ausgabe?

IT'S ALL UP TO YOU!

Ich kann, will und werde "Selbsttrainierer" kaum überzeugen können und für einige ist es einfach deren Weg - dies gilt es ebenso zu respektieren. Genauso ist klar, dass Sportler mit tendenziell geringer / niedriger Leistungsfähigkeit sicher auch von vorgedruckten Plänen profitieren können, denn ein "Pauschalsystem" ist schon mal besser als kein System und wird "irgendeine" Wirkung zeigen...

Fazit: Jeder muss es selbst wissen ob er seine Möglichkeiten optimal ausschöpfen möchte - dann mit Trainer - oder mit dem suboptimalen Ergebnis und der Frage "was wäre gewesen wenn..." - dann ohne Trainer.

Die Gefühlsfrage!

Natürlich ist es eine gute Sache auf sein eigenes Gefühl zu hören. Jeder gute Trainer wird dies immer wieder abfragen, einfordern und einplanen - so z.B. durch "intuitive Trainingseinheiten". Abgesehen davon, ist es im eigenverantwortlichen und intuitiv gestalteten Training bei Amateuren / Freizeitsportlern aus der Erfahrung und auch anhand Studien festzustellen, dass oft ZU VIEL, ZU INTENSIV und ZU WENIG ABGESTUFT trainiert wird.

Fazit: Ein guter Trainer möchte "mündige" Sportler "produzieren" die im richtigen Moment auch auf ihr Gefühl hören können. Komplett eigenverantwortliches Training birgt verschiedene Risiken - angefangen vom suboptimalen Ergebnis (nicht so schlimm), Training nach Halbwahrheiten (auch nicht so schlimm) bis hin zur absoluten Überforderung / Ratlosigkeit (eher schlecht).

Die All-in-the-mix Frage!

Auf den letzten Ratschlag eines Foristen könnte man sicher eine Menge schreiben - aber ich fasse mich kurz: "...Viele Köche verderben den Brei..." oder "...nur das Genie beherrscht das Chaos...". :-)

Fazit: Viele Köche verderben den Brei! Nur das Genie beherrscht das Chaos! :-)

In diesem Sinne - denkt darüber nach - nicht zuletzt im Hinblick auf die kommende Saison!

M.P.