Freitag, 30. Oktober 2015

...bester Trainer?!

Hallo Ausdauersportler / Triathleten,

ich möchte mal wieder Zeit Stellung zu beziehen aufgrund einer Frage in einem Internetforum:

Welcher Trainer schreibt die besten Pläne?

Die Antworten kamen zahlreich - "...Trainer XY macht die besten Pläne", "...ich nehme die Pläne aus der Zeitschrift XYZ", "...Trainer brauchst Du nicht, hör auf dein Gefühl", "...beim Laufen mach ich "Greif" - Radfahren kann jeder - und Schwimmen mach ich nur als Erholung"...

Ich amüsiere mich schon ein bisschen über fast jede der o.g. Antworten dieser Art von denen noch weitere mit ähnlichem Tenor dabei waren...und ich nehme den Ball gerne auf...Fakt ist, es gibt kein Schwarz-oder-Weiss...

Die Trainerfrage!

Zunächst einmal gibt es keine richtige Antwort darauf WER die besten Pläne schreibt, aber es gibt Kriterien die ein Sportler auf "Trainersuche" für sich überprüfen sollte. Zum einen ist allem voran die fachliche Qualifikation des Trainers schon einmal der erste Punkt der gecheckt werden sollte. 700,- € teure Multiple-Choice-Tests als Trainerausbildung zu verkaufen, wie es eine große Marke im Triathlonzirkus tut, sind schlichtweg Irrsinn und auch ein Stück weit diskreditierend einem ganzen Berufsstand gegenüber! ...wie auch immer...

Anschließend kann man in einem Eingangsgespräch für beide Seiten checken ob es menschlich passt?! Auch das ist eine Qualifikation und somit Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit in beide Richtungen. Später solltet ihr prüfen ob der Trainer auch auf euch eingeht oder "Schema F" fährt nach dem Motto: "...hier ist Dein Plan, friss oder stirb...".

Weiter sollte man sich nach Möglichkeit anschauen / nachfragen, wieviele Sportler der in Frage kommende Trainer betreut und wie die Konzepte dahinter ausschauen. Nahezu jeder Trainer der sich auf dem Markt tummelt proklamiert für sich, Sportler individuell zu betreuen. So weit, so gut. Dafür gibt es aber bestimmte Eckpunkte.

Nach Austausch mit vielen meiner Kollegen im Rahmen des DTU A-Lizenz Lehrgangs liegt die Zahl irgendwo zwischen 15-30 (max.!!!) Sportlern WENN diese tatsächlich individuell betreut werden. Die Rechnung ist ziemlich einfach - im Schnitt werden pro Woche 2-3h pro Sportler aufgewendet für Kommunikation, Austausch, Analyse, Planung / Anpassung etc. etc. Andernfalls sind es bestenfalls Rahmentrainingspläne, mittelschlechtestenfalls Beschäftigungstherapie und schlechtestensfalls Copy & Paste... Do the math!

Fazit: Jeder Sportler ist ein Individuum und dies sollte / muss sich in der individuellen Trainingsbetreuung und im Umgang wiederspiegeln! Den besten Trainer gibt es nicht. Qualitätsunterschiede gibt es sehr wohl.

Die Zeitschriftenfrage!

Viele werden denken: "...klar muss er als Trainer seinen Berufsstand verteidigen...". Dazu sage ich: JA und NEIN. Ich stelle mit ein paar Gegenfragen:

- Strebst Du nach der für Dich bestmöglichen Leistung oder ist Dir dein Abschneiden egal?
- Bist Du Individualist oder "Lemming"?
- Fortschritt, Stagnation oder Rückschritt?
- Triffst Du Entscheidungen in anderen Bereichen des Lebens (auch) nach Faustformeln?
- Bringst Du Dein Auto lieber in die (Fach)Werkstatt oder reparierst Du nach Herstellerhandbuch selber? *Achtung Metapher*
- Stimmt Deine Form oder steht das in der nächsten Ausgabe?

IT'S ALL UP TO YOU!

Ich kann, will und werde "Selbsttrainierer" kaum überzeugen können und für einige ist es einfach deren Weg - dies gilt es ebenso zu respektieren. Genauso ist klar, dass Sportler mit tendenziell geringer / niedriger Leistungsfähigkeit sicher auch von vorgedruckten Plänen profitieren können, denn ein "Pauschalsystem" ist schon mal besser als kein System und wird "irgendeine" Wirkung zeigen...

Fazit: Jeder muss es selbst wissen ob er seine Möglichkeiten optimal ausschöpfen möchte - dann mit Trainer - oder mit dem suboptimalen Ergebnis und der Frage "was wäre gewesen wenn..." - dann ohne Trainer.

Die Gefühlsfrage!

Natürlich ist es eine gute Sache auf sein eigenes Gefühl zu hören. Jeder gute Trainer wird dies immer wieder abfragen, einfordern und einplanen - so z.B. durch "intuitive Trainingseinheiten". Abgesehen davon, ist es im eigenverantwortlichen und intuitiv gestalteten Training bei Amateuren / Freizeitsportlern aus der Erfahrung und auch anhand Studien festzustellen, dass oft ZU VIEL, ZU INTENSIV und ZU WENIG ABGESTUFT trainiert wird.

Fazit: Ein guter Trainer möchte "mündige" Sportler "produzieren" die im richtigen Moment auch auf ihr Gefühl hören können. Komplett eigenverantwortliches Training birgt verschiedene Risiken - angefangen vom suboptimalen Ergebnis (nicht so schlimm), Training nach Halbwahrheiten (auch nicht so schlimm) bis hin zur absoluten Überforderung / Ratlosigkeit (eher schlecht).

Die All-in-the-mix Frage!

Auf den letzten Ratschlag eines Foristen könnte man sicher eine Menge schreiben - aber ich fasse mich kurz: "...Viele Köche verderben den Brei..." oder "...nur das Genie beherrscht das Chaos...". :-)

Fazit: Viele Köche verderben den Brei! Nur das Genie beherrscht das Chaos! :-)

In diesem Sinne - denkt darüber nach - nicht zuletzt im Hinblick auf die kommende Saison!

M.P.



Montag, 24. August 2015

(Kauf-Entscheidungs)Hilfe via sozialer Medien?!

Servus Sportsfreunde,

nach einer zwei-wöchigen Urlaubspause möchte ich mich gerne zum  Thema "Soziale Medien als Entscheidungshilfe?!" äußern. Nach 14tägiger "Facebook Abstinenz" prasselten, nachdem ich wieder "online" ging, die Infos, Neuigkeiten, Posts, Mails usw. in ziemlich heftiger Menge auf mich ein...

Insbesondere fiel mir auf, wie "hilflos" doch zahlreiche Sportler in vielerlei Materialfragen und den Entscheidung zu diesen Dingen sind. Anscheinend gehen viele nach dem Prinzip der Sch...hausfliege: ...es muss lecker sein, 1000 Fliegen können sich nicht irren...?!

Man muss natürlich unterscheiden - Erfahrungsberichte können sicher wertvolle Indiziengeber sein. Keine Frage. Auch Meinungsumfragen können mitunter interessant sein - zeigen sie doch Grundstimmungen oder Tendenzen auf usw. usf. Aber KAUFENTSCHEIDUNGEN - insbesondere solche die konkret die Gesundheit beeinflussen können - die sollte man doch tunlichst selber treffen. Oder in Absprache mit wirklichen Experten im persönlichen Gespräch / Test!!!

Beispiel 1: "...laufe immer den Schuh XY...jetzt möchte ich einen leichten Schuh für (m)einen schnellen Marathon kaufen..." und schon prasseln die Empfehlungen & Modelle nur so auf den Postverfasser ein. Auf welcher Grundlage basieren nun solche Empfehlungen ohne jegliche Kenntnisse über die (körperlichen) Aspekte oder die Leistungsfähigkeit der anfragenden Person?! Völlig aussen vor ist die Sinnhaftigkeit der Fragestellung selbst, ohne nähere Angaben. Sollte es sich um einen unerfahrenen Sportler handeln, dürfte der "schnellere Marathon" aufgrund eines leichteren Schuhs wahrscheinlich ein hohes gesundheitliches Risiko bergen. Handelt es sich dabei um einen erfahrenen Sportler, sollte sich die Frage gar nicht stellen...Und über allem schwebt die Frage des tatsächlichen Vorteils von Schuh A (mit z.B. 242gr zu Schuh B mit 198gr)...ja ja...ich weiss...rechnerisch ergibt das multipliziert mit der Anzahl der Schritte...bla bla bla...eine Ersparnis von XY...in der Realität muss dir aber z.B. nur die Laufgruppe "Barfuss Timbuktu" die Straße blockieren und schon ist der große Vorteil direkt in der Abfalltonne gelandet. Schöner Mist. :-)

Beispiel 2: "...habe € 3.000,- Budget und möchte mir ein Triathlonrad kaufen...was ratet ihr mir..." und es folgen wiederum "Kaufempfehlungen" ohne Ende. Diese basieren in der Regel auf dem eigenen genutzten Material, denn woher sollte man sonst die Erfahrung haben, wenn man KEIN Testfahrer ist der zeitgleich Zugang zu (vergleichbaren) Modellen verschiedener Hersteller hat?! Rahmengeometrie, Farbe mal aussen vor - im jeweiligen Preissegment sind die Unterschiede in den Ausstattungen eher marginal und am Ende "nur" Geschmacksfrage ob Shimano, Campa oder SRAM...alles funktioniert mittlerweile prima. Okay, manchmal gibts noch leichte Unterschiede bei den verbauten (System)Laufrädern. Aber am Ende sind es doch wieder der eigene Geschmack, vielleicht der Vorzugspreis beim Händler um die Ecke und die Beine, die den entscheidenden (Leistungs)Ausschlag geben. Übrigens wird bis in die hohen Amateur-Radsport-Bereiche durchaus "nur" die 105er Shimano-Gruppe (aus Budgetgründen) benutzt - selbst diese ist also absolut renntauglich!

Beispiel 3: "...möchte mir einen neuen Trainingscomputer zulegen...Polar, Suunto, Timex oder Garmin...was meint ihr...?!" same shit - different day. 99% schwören wohl auf die aktuell am Handgelenk befindliche Uhr/Marke oder die, mit der größten (Markt)Präsenz. Die Dinger kosten richtig Geld, sind mittlerweile ALLE Eier-legende-Woll-Milch-Säue und funktionieren. Unglaublich wieviele Funktionen sie bieten - die man selbsverständlich alle braucht, zumindest bei den ersten 10 Trainingseinheiten - danach nervt das und man benutzt doch wieder nur die guten alten "Best of Five"... :-) Übringes habe ich selber mittlerweile über die Jahre die Topmodelle der Marken Polar, Timex, Garmin und Suunto durch...verrate aber hier und heute meinen Favorit nicht. *Ätsch* :-)

Beispiel 4, 5, 6: "...welche Schwimmbrille empfehlt ihr mir...", "...welchen Sattel soll ich kaufen...", "...welcher Tria-Ein-Zwei-Teiler ist der beste..."

Die Liste ist mal wieder leicht fortsetzbar. Ich verstehe die Unsicherheit der Sportler in diesen Fragen absolut. Der Markt tut auch einiges dafür. Es wird Bedarf geschaffen wo eigentlich keiner/weniger ist. Die Verwirrung wird dadurch sicher noch größer. Die Sachen um die es geht kosten in der Regel viel Geld und man möchte die "richtige" Entscheidung treffen, klar.

Allerdings gibt es keine Garantie, dass die zahlreichen Tipps und Empfehlungen zur richtigen Entscheidung führen. Im negativen Falle wird keiner der Ratschlaggeber die Verantwortung dafür übernehmen. Dafür muss man - wie in so vielen Bereich des Lebens - die eigenen Entscheidungen treffen und verantworten! Gegebenenfalls aus Fehlern lernen. Nur so findet man wirklich heraus was für einen selbst das "Beste" oder "Richtige" ist. Und ganz ehrlich - sieht doch schön aus, wenn man im Regal 3 Handgelenkscomputer, Gurte und Ladekabel liegen hat...wenn mal einer kaputt geht... :-)

Ganz schlecht ist, wenn man von einem Radler mit Stahlrahmen und Rahmenschaltung, kurzen schlabbernden Hosen, T-Shirt, rumgedrehter Mineralwasserflasche im Alu-Flaschenhalter und analogem Radcomputer überholt wird... da müssen dann ein-zwei Tipps verkehrt gewesen sein. Am Training kann's ja wohl nicht liegen! :-)

In diesem Sinne - haut rein und kurbelt die Wirtschaft an!

M.P.

Dienstag, 7. Juli 2015

5 Aufälligkeiten bei(m) Hitzerennen...

Hallo Sportsfreunde,

aus gegebenem Anlass möchte ich einen Blog-Eintrag verfassen aufgrund des Hitzerennens beim diesjährigen Ironman Frankfurt. Es soll eine kurze Liste mit 5 Punkten sein die mir beim Beobachten an der Rad- und Laufstrecke aufgefallen sind:

1. Aerohelm
...man sieht sie überall...nach vorsichtiger Schätzung hatten rund 70% der Starter einen Aerohelm auf - teilweise ältere Modelle (Eistüten) oder auch die neueren Modelle - was die meisten Aerohelme eint ist die MIESERABLE BELÜFTUNG. Teilweise fuhren die Leute sogar mit Vollvisier - was die Belüftung weiter negativ beeinflusst, sowie die Kühlung (Wasser ins Gesicht / über den Kopf) unmöglich macht. Sind wir ehrlich - der nachweisliche Vorteil eines Aerohelms ist nicht dessen Windschlüpfrigkeit (Achtung - Fehlannahme!!!), sondern dessen Wind-Weiterleitung auf den Zeitfahranzug oder den Tria-Anzug.
Sinnlose Kombi wäre also Aerohelm und reguläres Radtrikot...jeder weiss - oder sollte wissen - das ein zentraler Punkt der Wärmeregulation des Körpers über den Kopf/Nacken erfolgt - der (vermeintliche) Vorteil des Helms wird mit wesentlich höheren Energieaufwand des Körpers zur Kühlung usw. völlig zu Nichte gemacht in einem stundenlangen Rennen. Ab welchen Geschwindigkeiten ein Aerohelm seinen vollen Nutzen entfaltet steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt! Do what the PRO's do? ...absolut NEIN in diesem Fall!

2. Pacing
...bei KM 50 (!!!) waren schon sehr viele "leidende" Gesichter zu sehen, hochfrequentes Treten (aber Tempo langsam), unruhige Sitzposition usw. Bei noch 130 zu fahrenden Kilometern sind derartige Probleme definitiv zu früh. Natürlich ist der jeweilige Trainingsstand in dieser Betrachtung völlig offen, unterstelle bei einem LD-Start aber die entsprechende Form - aber prinzipiell können die zwei Punkte eigentlich nur auf falsche Pacing-Strategie (oder Energie Problem) zurückzuführen sein. Am Anfang loshämmern, überholen, der "Konkurrenz" mal richtig zeigen wie's läuft...statt ruhig zu bleiben, sich gut zu versorgen und Geduld an den Tag zu legen. Am Material kann's mitterlweile nicht mehr liegen... ;-)

3. Kleidungswahl
"Black ist beautiful" - aber leider haben nach statistischen Erhebungen Sportler mit dunkler - respektive schwarzer - WK Bekleidung die höchsten Dropout-Quoten. Wer zieht denn in seiner Freizeit an einem schweine-heissen Tag freiwillig sein schwarzes T-Shirt an? ...aber die Tuareg in der Wüste tragen doch teilweise auch dunkle Kleidung? (übrigens geiler TV-Kommentar von Faris: "...man sollte sich daran orientieren was die Eingeborenen tragen..."). Ja, die tragen teilweise dunkle Kleidung, aber die ist weit geschnitten und die Kühlung resultiert aus dem "Luftpolster"... also Leute, modischen Schnick-Schnack mal beiseite geschoben - mindestens zwei Rennanzüge - einer hell, einer dunkel - sollte man sich schon zu Hause hinlegen!!!

4. Energieversorgung
Ich bin gestern weite Teile der IM Strecke abgefahren und ich habe massenhaft Gel-Tütchen gesehen. Kurzer Exkurs - ich finde was man "voll" transportiert, kann man auch "leer" weitertransportieren!!! Der Umwelt zu liebe. Es gibt sogar eine Regel die das "Littering" unter Strafe stellt, also transportiert doch bitte den Müll zumindest zu nächsten Versorgungsstation...
Aber nun zum eigentlichen Punkt - WENN eure Energieversorgung auf Gels basiert, so füllt euch doch bitte die entsprechende Menge Gels als Konzentrat in eine Radflasche (plus Wasser zum Verflüssigen) und nehmt an den Aid-Stations nur Wasser auf. Ihr erspart euch Gefummel an den Gel-Tütchen, minimiert deren Verlust und das Sturzrisiko durch Unachtsamkeit!!! Train and compete SAFE!!!

5. Kleidungswahl die 2te (Lauf)
- Ohne Kopfbedeckung auf der Laufstrecke ist fast schon grob-fahrlässig sich selbst gegenüber bei solch tropischen Temperaturen. Übt es vorher - auch wenn's nervt...der Schutz vor der Sonne UND der Kühlungseffekt durch Wässern der Kopfbedeckung hält viel länger!!!
- Radfahrhose beim Laufen - also REGULÄRE Radfahrhosen mit dickem Sitzpolster - sind für mich ein no-go. Die saugen sich voll, sehen aus wie Windeln und werden wohl dadurch nicht gerade bequemer.
- Socken ja/nein - da gehen die Philosophien auseinander - auf Kurzstrecken sage ich klar JA wegen der Zeitersparnis usw. ...also natürlich immer nur wenn es ohne Socken geübt und komfortabel ist...aber auf der Langstrecke plädiere ich für Socken. Die Zeitersparnis sollte nun wirklich keine Rolle spielen...die Füße werden ohnehin "matschig" und eine gute (!!!) Laufsocke funktioniert bei Nässe immernoch genauso gut und gibt zusätzlichen Halt und teilweise auch Dämpfung!

Das war's für heute.

Cheers,
M.P.

Dienstag, 30. Juni 2015

Neoprenanzug ja, nein, vielleicht...Gedanken

Hallo alle miteinander,

Ironman Frankfurt steht vor der Tür. Es ist den ersten Tag so richtig heiss und es werden wohl bis (einschließlich) Sonntag noch mehr heisse Tage werden. Und wie immer schwebt sofort das böse Wort im Raum... aller Voraussicht nach wird es ein

"NEO VERBOT" <--- böses Wort


geben. Zeit für mich, mal den Finger in die Wunde Einiger zu legen...sorry dafür...! :-)

Bereits jetzt werden die ersten Sportler nervös...und die sozialen Medien sind voll von Zweifeln...und ich frage mich natürlich, warum?! Naja, im Grunde frage ich es mich nicht wirklich, denn eine Entwicklung unserer Zeit, die seit längerem zu beobachten und ziemlich kritisch zu sehen ist, hat mitterlerweile den Langdistanz-Triathlon erreicht. Und die heisst: MINIMALER AUFWAND (in der Hoffnung auf) MAXIMALER NUTZEN...

Kleiner Exkurs

"Früher" war die extremste Form des Ausdauersports der Marathon... mittlerweile ist dieser zum Breitensport-Event "verkommen" mit Zielschlusszeiten die fast doppelt so lange sind wie in den 80/90er Jahren. Die Rechnung: "...naja, ich laufe ja 4* pro Woche 10km, dann schaffe ich auch den Marathon..." ist schlicht weg illusorisch - um es diplomatisch auszudrücken. Bereits "nur" Marathon ist absolut eine Extremsportart, auf die man sich adäquat und sinnvoll vorbereiten muss!!!

Ironman bzw. Langdistanz Triathlon setzt dem ganzen noch die Krone auf. Mental, physisch und psychisch!!! Mittlerweile trifft man leider auch dort vermehrt auf Menschen die nach dem Motto "Höher. Schneller. Weiter." verfahren, bzw. MINI-MAXI - vor kurzem ihren ersten (einzigen?) Marathon gelaufen sind (wenn überhaupt) und nun die "nächste Stufe" gehen möchten - Finisher eines LD Triathlons zu sein...soweit so gut.

Wenn ich mit einer Harakiki-Vorbereitung Marathon laufe, dann kann ich jederzeit aussteigen und ggf. in die Bahn / Bus einsteigen und gut is'. ...wenn ich beim Schwimmen mit rund 2.500 anderen Menschen mit einer Harakiri-Vorbereitung in einen See / Meer an den Start gehe, sieht das GANZ ANDERS aus. Es ist gefährlich und unverantwortlich sich selbst und auch den Helfern gegenüber!!!

Besenwagen Strategie?

Daraus folgt, dass viele Sportler / Interessierte / Neulinge nach dem Zeitfenster für das Schwimmen fragen. Schwimmen 1* pro Woche "so neben her" oder "nur als aktive Regeneration". Kalkulieren mit Zeiten in der Nähe des "Cut off" oder verlassen sich eben darauf im Neo schwimmen zu dürfen, weil sie es ohne nicht schaffen!!!

Liebe Leute, wir betreiben eine "Outdoor Sportart". Regen, Kälte, Sonne und Hitze gehören genauso dazu wie "Neo erlaubt" oder "Neo verboten"...wenn ich mich entscheide bei einer LD teilzunehmen, dann sollte ich sicherstellen, dass ich in der Lage bin - zunächst - die Auftaktdisziplin OHNE Hilfsmittel bewältigen zu können!!! Punkt, fertig, aus.

Ich freue mich über jeden der hinter dem Führungsfahrzeug schwimmt, radelt, läuft. Sich vorne, mitte, hinten tummelt - aber bitte kalkuliert doch nicht mit dem Besenwagen!

Falscher "Trend"

Leider geht der Trend im (Schwimm)Training aus meiner Sicht in eine völlig falsche Richtung. Mir ist mal ein Spruch begegnet der ging in etwa so: "Den Triathleten erkennt man im Schwimmbad am Beutel voller Spielzeug...". Paddles, Pullbuoey, Flossen, Schnorchel, Gummibänder, Klammer, Anti-Fog-Spray etc. etc. Klebezettel am Beckenrand mit 100ten von kurzen Intervallen und Gedöns. Immer schön Anschlagwende und Pause etc. etc. Hauptsache die GPS Uhr trackt die Bahnen, Zyklen, Züge. Doktorarbeit. Hilfsmittel an / aus. Hin und Her. Vor uns zurück. Schnell hier, schnell da und was weiss ich noch alles. Ist so schön abwechslungsreich - ich weiss...

Ich mache es ganz kurz: Was ist das Anforderungsprofil auf der LD beim Schwimmen?

Na, dämmert es? Genau. Richtig. Lange, rhythmisch und (aus)dauernd Schwimmen!

Jedes der o.g. Hilfsmittel hat sicher seine Daseinsberechtigung - aber zunächst einmal geht es für die meisten "Spätberufenen" Schwimmer/Triathleten um's Schwimmen selber!!! Alleine die Auseinandersetzung mit 4 (in Worten: vier) Schwimmlagen - jaaaa, die gibt es - würde den meisten Sportlern mehr bringen. Manche Lagen kann man sogar rückwärts und/oder unter Wasser schwimmen usw. Permanent (womöglich ausschließlich?) mit Pullbuoey etc. zu schwimmen ist schlichtweg Selbstbetrug.

Fazit

Jeder soll seine Ziele und Träume haben und versuchen zu verwirklichen - aber bereitet euch adäquat vor! Schwimmt eure Technikeinheiten ausgiebig und/oder längere Distanzen Intervalle, macht 1/4- 1/2- und 3/4- "Stundenschwimmen". Schwimmt "blank". etc. etc. "Rüstet" euch für die Anforderungen der jeweiligen Disziplin. Holt euch dadurch (Selbst)Sicherheit und habt Spaß dabei!!!

Für einige wird die Zeit bis Sonntag diesbezüglich ziemlich knapp, aber ich wünsche auf diesem Weg trotzdem JEDEM einen guten und sicheren Wettkampf!

Cheers,
M.P.

Donnerstag, 25. Juni 2015

BJS abschaffen - Nachtrag...

Hallo alle miteinander,

ich finde es Wahnsinn welche Blüten die Diskussion zur Onlinepetition gegen die Bundesjugendspiele treibt. Insbesondere wenn es sich offensichtlich um Personen handelt die mit dem Schulsystem nichts zu tun haben/hatten - außer während der eigenen Schulzeit. Es werden die waghalsige Theorien und Ableitungen hergestellt, eigene Erfahrungen geteilt (meist die negativen), Schulsysteme ja fast schon Gesellschaftsformen in Frage gestellt. Man sieht also, dass das Thema die Gemüter erregt und anscheinend jeden irgendwie betrifft / betraf - entweder direkt oder indirekt...gut so.

Sehr spannend. Sehr interessant. Sehr aufschlussreich. ...dies geht allerdings an der eigentlichen Grundfrage der Petition vorbei. Egal. Wie auch immer...

Die wichtigsten Ideen / Vorschläge / genannten Erfahrungen / Fragen diverser Diskussionsteilnehmer möchte ich gerne aufgreifen - aber Achtung, es können Dinge von mir dabei sein, die mit leichter Ironie und Sarkassmus geschrieben sind (extra gekennzeichnet). Here it comes:

Freiwillig (BJS)

Zum Thema "freiwillige Teilnahme" kann ich nur sagen: schaut euch die Heerschaaren an Freiwilligen an, die gerne im Elternbeirat sind, sich auf Schulfesten engagieren, bei Projektwochen helfen, beim Vorlesenachmittag an Grundschulen beteiligen, Schulcaféterias bewirten, bei Schulausflügen (oder den BJS) helfen, ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen übernehmen. Es sind so viele, dass die Schulen/Vereine mittlerweile ein Losverfahren eingeführt haben... *Sarkasmus*

Huch, das waren ja nur Elternthemen. Aber wir sind ja Vorbilder, gell?! Okay. Wer macht freiwillig Tafeldienst? Wer macht freiwillig Aufräumdienst? Wer macht freiwillig den "Streitschlichter" auf dem Schulhof? Wer macht freiwillig...hmm...nee...das nimmt kein gutes Ende, lassen wir das.

Interessant wäre dann zu sehen wie die Teilnahme/Beteiligung tatsächlich abläuft, wenn zeitgleich keine Betreuung angeboten würde (da die Lehrkräfte ja auf dem Sportplatz sind) und diese Aufgabe somit wieder bei den Eltern läge?! "...ach komm schon...die 800m laufen ist doch nicht so schlimm...!"  ...uff...Kind weg...und ab gehts zum Shoppen oder mit den Freunden ins Café. Okay, der ein oder andere muss sicherlich auch arbeiten. Oder freinehmen?! Natürlich freiwillig. :-) *Sarkassmus*

Sportunterricht abschaffen!

Einige Diskutanten gehen bereits soweit den Sportunterricht abschaffen zu wollen - aufgrund der eigenen (negativen?!) Erfahrung. Für alle die in ihrer Vergangenheit "traumatische" Erfahrungen im Sport gemacht haben tut es mir leid, aber die Qualität des Sportunterrichts steht und fällt immer mit der handelnden Person - also dem Trainer/Lehrer!!! Die Lehrpläne schränken weder die Möglichkeiten noch die Kreativität der Verantwortlichen ein - es sind Leitlinien in denen man sich bewegen kann. Wie im echten Leben: ist mein Job sch... weil mein Chef sch... ist?! Ist der Chef sch... weil der Job sch... ist? Bin ich sch... weil der Job ...ähhh...ich bin verwirrt... *Ironie*

Eine Qual für die meisten!

...diese Aussage finde ich von einer Einzelperson schon beachtlich: "...für die meisten Kinder ist Sportunterricht (und BJS) eine einzige Qual...". Mich würde die Grundlage für diese Aussage interessieren. Alleine rein physiologisch ist "Herumsitzen" im Unterricht eher eine Qual als sich "falschem" Sportunterricht ausgesetzt zu sehen.

Bei den letzten BJS habe ich von rund 200 SchülerInnen an der Schule meiner Tochter evtl. eine "handvoll" weinen sehen, weil sie auf dem 800m Lauf die ersten 200m losgeschossen sind und dann zurückfielen. Der Grund war nicht die Qual, sondern eher ein Mangel an Erfahrung, Einteilung (vielleicht auch Training?) und evtl. auch Enttäuschung und Scham über die falsche Selbsteinschätzung /-wahrnehmung im Vorfeld (ich meine, es waren ausschließlich Jungs, die somit ihrem Alphatierchen Status nicht gerecht wurden). So what - auch 'ne Erfahrung! Ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wenden sie eine andere Strategie an - und somit hat es einen guten Effekt (gehabt). Auch für Weiteres.

Sport macht dumm!

In die gleiche Liga gehört die geäußerte "Feststellung" das nur wenige Akademiker Leistungssportler sind. Aha...woher kommt diese Erkenntniss? Gibt es statistische Erhebungen? Und wenn ja, wo sind diese und wer hat sie gemacht? Akademiker? Andersherum gefragt - was ist die Definition des - hier genannten - Leistungssportlers? Ist der Herr Professor der Marathon in 5h läuft kein Leistungssportler? Sind alle Leistungssportler dumm? Ich welchen Berufen arbeiten sie dann? Sind alle anderen Berufsgruppen außer Akademikern nur Maden?! Lieber "Meinender"...bitte schnell den Arzt rufen! ...der muss dann aber wohl mit'm Auto kommen...oder selber hinfahren?! *Sarkasmus & Ironie*

Fakt ist - die kognitive und neuronale Entwicklung geht mit der motorischen Entwicklung einher, was nicht bedeutet, dass Supersportler superschlau werden müssen und umgekehrt Intelligenznieten sich nicht zu bewegen wissen. Erstmal geht es nur um Vernetzung, Synapsen usw.  ...manche Leute bringen es also offensichtlich sogar bis zum Nationalspieler. (ouuuhh...schön das Klischee bedienen) :-) *Ironie*

Welchen Sinn haben BJS?

Welchen Sinn haben Klassenarbeiten? ...in der Regel bereitet man sich auf etwas vor (Prüfung) und liefert dann ab. Es dient der Vertiefung oder Bindung ans Thema. Im Sport ist es genauso - ich übe (im Idealfall mehr als 2 Wochen vor den BJS) im Sportunterricht, im Verein oder privat (jaaa...das geht nämlich auch liebe Eltern) und an den BJS versuche ich mein Bestes und schaue wofür es reicht. Aber leider leben wir mittlerweile in einer Gesellschaft in der eine Schulnote 3 schon als Katastrophe empfunden wird, um "Abgangszeugnisse" in der 4. Klasse gefeilscht und Empfehlungen für die Realschule ignoriert und als persönlicher Affront gesehen werden. Gute Nacht, Marie...! *leider weder Ironie noch Sarkasmus*

BJS Disziplinen überholt!

Alle diejenigen die BJS Disziplinen als überholt einstufen sei gesagt, dass man zunächst einmal Übungen nehmen muss, die objektiv bewertbar - also messbar sind! Wer findet Sportarten wirklich fair, in denen der Sportler/Athlet von einer Jury bewertet wird die "Ausdruck" oder "künstlerische Anspruch" etc. etc. nach eigenem Gusto und/oder Sympathie bewertet?! Die bei den BJS durchgeführten Übungen sind GRUNDÜBUNGEN / -FERTIGKEITEN. Laufen, Werfen, Springen. Fertig! Wer dies als Überforderung einstuft, dem ist schwierig zu helfen. Überholt sind sie auf keinen Fall - gerne können die zahlreichen Alternativen vorgeschlagen werden, die einem Großteil - noch besser allen - Kindern & Jugendlichen gerecht werden? *Sarkassmus*

Wettkampf macht Druck

Ja aber natürlich. Es heißt WETT-->KAMPF. Nicht Wett-Kuscheln, Wett-Wohlfühlen, Wett-enDass. Jeder Tag in der Schule ist Wettkampf - dauernd, überall - um den besten Platz, das höchste Lob, die schönste Schrift, als erster fertig sein bei den Übungsaufgaben, auf dem Schulhof der beste FängerIn, der höchste KlettererIn, das/der beliebteste Mädchen/Junge, Klamotten, Handy, Rucksack. Alles ist Druck - oder eben auch nicht! Es liegt in der Natur des Menschen zu vergleichen. Die Frage ist doch, wie gehe ich damit um bzw. wie statte ich mein Kind mit Selbstbewußtsein aus und/oder stärke ihm/ihr den Rücken?!

Toll

Zum Schluss: wahnsinnig toll finde ich in der Petition den Ausdruck "Peergroup" in dem Zusammenhang. Sehr gelungen. Einfach schön "Gender Mainstream". ...i love it! *Ironie*

Toller

Ganz zum Schluss: Warum mache ich mir die Mühe soviel zu dem Thema zu schreiben? Weil es meine Herzensangelegenheit ist! Checkt das Mal www.perpetuum-mobile-ev.de - zumindest schonmal eine der möglichen Lösungen für den Sportunterricht.

Hossa!
M.P.


Petition gegen Bundesjugendspiele?!

Hallo alle miteinander,

...seit einigen Tagen geistert folgendes Thema in den Medien herum:

PETITION ZUR ABSCHAFFUNG DER BUNDESJUGENDSPIELE

...als ich gestern im Radio hörte, dass "eine Mutter" eine Onlinepetition gestartet hat zur Abschaffung der BJS wusste ich zunächst nicht ob es ernst, sarkastisch oder was auch immer gemeint war, aber anscheinend ist es ernst... *waas?*

Hintergrund wäre, dass die Kinder "frustriert" an den BJS teilnehmen bzw. wiederkommen nachdem sie "nur" eine "Siegerurkunde" bekommen (haben). Darüber hinaus wären die BJS nicht mehr zeitgemäß etc. etc. Sie selber wäre genauso gewesen, hätte nur negative Erinnerungen daran usw. usf...man müsste sie (die Kinder) davor schützen. *waaas?*

Was sagt DAS eigentlich aus? Aber zunächst...

BESTANDSAUFNAHME BJS

Zunächst einmal wurden vielerorts die BJS in "Sportfest" umbenannt - was ich halbwegs noch nachvollziehen kann, obwohl ich "Leichtathletikfest" oder "LA Wettkampf" besser fände, falls man dort auf die klassichen Disziplinen / Übungen setzt. Gleichwohl wurden an vielen Schulen bereits die "harten" Kriterien des Messens, Stoppens & Auswertens beiseite gelegt und es gibt nur noch 1., 2., 3., 4., 5., 6. "Sieger" im Laufen, "Zonen Springen", "Teilnehmerurkunden" usw. usf. ...um bereits jetzt bloß keine Leistungen vergleichen zu können um niemanden zu "frustrieren"?!

Würde man eine professionellen Auswertung über alle Veranstaltungen der letzten 10-15 Jahre führen, wäre die Statistik / Entwicklung wahrscheinlich mehr als ernüchternd!

BESTANDSAUFNAHME FÄHIGKEITEN DER KINDER

Durch meine fast 10jährige (freie) Tätigkeit im schulischen Umfeld an Grund- und weiterführenden Schulen kann ich folgendes feststellen:

Kinder könnnen:
- keine Purzelbäume mehr
- kein Seil / Stange hochklettern
- nicht Werfen / Stoßen
- scheitern bereits am Überwinden von 3-4teiligen Kästen
- nicht mehr (rückwärts) Balancieren
- haben mangelnde Ausdauer
- sind unkoordiniert
- sind orientierungslos im Raum
- haben kein Distanzgefühl
- haben wenig Stützkraft & Körperspannung
- kaum auf einem Bein hüpfen / stehen
- keine Bälle / Gegenstände einschätzen & fangen
- sich nicht in Mannschaften integrieren
- keinen Teamgeist entwickeln
- die Leistung von anderen respektieren / honorieren
- sich nicht mehr Entschuldigen
- für ihre Fehler einstehen
- ...diese Liste ist noch leicht fortsetzbar!

BESTANDSAUFNAHME SPORTUNTERRICHT

Es gibt sicher leuchtende Beispiele im positiven Sinne, aber in den vergangenen Jahren sieht meine erlebte Realität meist so aus, dass der Sportunterricht geprägt ist von unangeleitetem "freiem Beschäftigen", "Rollbrettfahren" (nein, kein Skateboard),  "Pedalos", "Pferdchen spielen" (Mädchen), "Kicken" (Jungs). Fertig!!!

Darüber hinaus befinden sich mittlerweile in nahezu jeder Klasse Kinder bei denen man vor der Wahl steht - sagen wir diplomatisch - die Gruppe zu schützen oder die Person vor sich selber. Alleine darüber ließe sich vortrefflich eine eigene Diskussion führen...wie auch immer...notorische Turnsachenvergesser...Entschuldigungen wg. Müdigkeit (!!!) der Kinder oder ähnlichen "gravierenden" Umständen sind nicht ungewöhnlich...

Dazu kommt, dass oft nur eine Doppelstunde (90min) pro Woche zur Verfügung steht und diese teilweise auch auf jeweils zwei 45minütige Stunden aufgeteilt wird. Es bleiben im Falle der Doppelstunde ca. 65min und von der (schul)einstündigen Einheit noch 20-25min Bewegungszeit (!!!) durch Gang in die Sporthalle und Umziehen. Das Fass "fachremder Unterricht" mache ich gar nicht erst auf. Für die BJS wird im Vorfeld meist alibi-mäßig 1-2 Wochen vorher "geübt"... Aber muss ich mich dann wundern dass es bei den BJS zu diversen Situationen kommt?

ANDEREN REALITÄTEN INS AUGE BLICKEN

Kinder "könnnen" dafür:
- bereits im Kindergartenalter mit dem Tablet umgehen
- 10% der 3jährigen surfen im www
- haben in der Grundschule schon Smartphones
- Fernseher und Spielkonsole(n) im Zimmer
- stundenlang (unbeaufsichtigt?!) im Internet surfen
- Langeweile haben sobald o.g. Sachen nicht verfügbar sind
- ...diese Liste ist ebenso leicht fortsetzbar!

Lieber strebt man danach, dass den Kindern der reguläre Lernstoff eingetrichtert wird ohne Ende, 2. oder 3. Fremdsprache im Kindergarten, am besten schon in der zweiten Klasse mit dem internationalen Vergleich & PISA daherkommen, "Bulemie-Lernen" an der weiterführenden Schule und mit der Globalisierungsfahne winken!

Gibt es aber adäquate, hochqualitätive Sportprojekte / Angebote die den vorgenannten Problematiken entgegenwirken, sind nur wenige bereit zusätzliche Kosten zu übernehmen. (Öffentliche) "Schule darf kein Geld kosten", "...die Eltern sind schon genug belastet" (Milchgeld, Kopiergeld, Ausflug), "...die haben doch Sportunterricht"...sind das nur einige der "Argumente" die einem von verschiedenen Seiten entgegenschlagen.  

Ich finde DAS sollte die Eltern viel mehr alarmieren und zum Nachdenken anregen!!!!

Die v.g. Liste sind nur die "Hard(ware) Facts". Hier möchte ich auf die "Soft Skills" (bzw. deren negativer Beeinflussung) der Kinder bewußt nicht stark eingehen - vielleicht nur verbunden mit den Fragen, woher sie DIESE denn bekommen? Oder sind Eltern womöglich gar nicht alarmiert weil die v.g. Sachen zu den eigene Handlungsweisen gehören? Dazu vielleicht eine Lebensweise mit wenig Bewegung / ohne sportlicher Betätigung? Hört aber warscheinlich keiner gerne?!

Die Kinder sind der Spiegel von (uns) Eltern und (unserer) Gesellschaft in der sie leben. Und das ist ein Fakt! WIR sind es doch, die den Kindern (sportliche) Angebote machen müssen, Kindergarten, Schule, Verein aber ZU ALLER ERST ELTERN UND FAMILIE!

Muss ich meine - möglicherweise - negativen Erfahrungen (mit den BJS) auf andere projizieren und (meine Kinder) in gleicher Weise (negativ) beeinflussen? Oder gebe ich "der Sache" eine neue Chance, blicke der Realität ins Auge und helfe es (meinen Kindern) richtig einzuordnen? Wir müssen (unseren) Kindern den Weg und dem Umgang mit allem zeigen, mit Siegen & Niederlagen, mit Erfolg und Misserfolg!

LÖSUNGEN?!

Zunächst mal - Sport & Bewegung ist IMMER zeitgemäß! Guter Sportunterricht / Trainingsstunde ist harte Arbeit! Man muss sich Gedanken machen und vorbereitet sein. Fleissig, kreativ & attraktiv aufbauen. Vorbild sein. Dazu gehört auch Schwitzen und Ächzen wenn man die guten alten Turngeräte benutzt, denn in der Materialgarage nutzen sie wenig. Schule & Vereine müssen sich öffnen für externes, professionelles Personal.

Speziell Leichtathletik ist / kann so ein atraktives und vielfältiges Thema sein. Alleine mit der methodischen Vermittlung des Werfens oder Springens kann (muss!) man zig Unterrichtseinheiten über Wochen interessant gestalten. Warum bilden Leichtathletikvereine ihre Kinder / Sportler über Jahre aus - weil man es auch in einer Woche lernen kann?!

Ketzerischer Vorschlag: Kinder werden täglich teilweise wenige 100m mit dem Auto zur Schule gefahren / abgeholt. Einfach einen Monat "per pedes" und schon hat man z.B. die Gebühr für eine AG oder Verein?! Gleichzeitig bewegen sie sich bereits vor dem Unterrichtsbeginn, können ggf. ihre ersten Gespräche vor dem Unterricht führen, lernen Verantwortung und Pünktlichkeit. Stattdessen gibt es "Gleitzeit" oder "flexiblen Schulbeginn"! Aus der Erfahrung heraus kommen "Zuspätkommer" immer zu spät...egal wie groß das Zeitfenster ist...aber ich schweife ab... :-)

In der Schule stehen die Kinder nahezu täglich vor "Herausforderungen" die sie sehr gut, weniger gut, mittelmäßig oder schlecht beherrschen - in ALLEN REGELFÄCHERN! Das ist Schule. Das ist das Wesen eines Lernprozesses. Dies wird an der weiterführenden Schule bis zu Abschluss so bleiben. Und sehr warscheinlich im Beruf und darüber hinaus. ES IST NORMAL - SO IST DAS LEBEN!

Und welche bessere Möglichkeit gäbe es (für Kinder), als sich im Sport all diese Fähigkeiten wie Freude, Stolz, Mut, Trauer, Schmerz, Niederlage, Ausdauer, Stärke, Erfolg, Zielstrebigkeit, Motivation, Teamgeist, Fairness, Glück, Spielfreude, Widerstandskraft, Experimentierfreude, Cleverness, Gewitzheit usw. usf. anzueignen, zu erleben, auszuprobieren und im "echten" Leben einzusetzen?!

Welches Signal geht für unsere Kinder davon aus, wenn man den Besseren / Sieger nicht als solchen akzeptieren / respektieren kann? Woran sollen unsere Kinder wachsen, wenn man ihnen nicht zeigt wo ihre (Verbesserungs)möglichkeiten und Potenziale liegen? Woran orientieren sie sich, wenn alle "Sieger" sind? Warum versuchen wir sie in Watte zu packen und vor allen "Härten" des Lebens fernzuhalten und sie weichzuspülen? Vielmehr als der Sieg - der immer süß schmeckt - wecken die Niederlagen und der Umgang damit unsere Fähigkeiten & Motivation!

Wir können sie in den ersten Jahren nur bestmöglich mit allen Dingen ausstatten und konfrontieren, die wichtig und nützlich sind - danach müssen wir sie "ziehen lassen" und können sie nur noch (erstaunt) auf ihrem Weg begleiten...! Siege und Niederlagen gehören dazu. Sport ist eines der besten Mittel dies zu lernen.

In diesem Sinne..."

...das musste mal raus! :-)

M.P.

Freitag, 19. Juni 2015

Die Wirkung von Sport - einmal ganz anders...!

Hallo alle miteinander,

der heutige Post ist anders als der Vergangenheit - denn es geht nicht um sportartspezifische Aspekte, Trainingswirkung /-tipps oder Ähnliches - der heutige Post hat einen philosophischeren Ansatz aufgrund zweier persönlicher Begegnungen - insbesondere der heutigen.

SPORT WIRKT INTEGRATIV!
SPORT HILFT ÜBER GRENZEN HINWEG!
SPORT VERBINDET!
SPORT IST EINE INTERNATIONALE SPRACHE!
SPORT KANN "HEILEN" (oder zumindest dabei helfen)!

RÜCKBLENDE 8 Wochen:
Ich trainierte auf einem Sportplatz - Athletiktraining in Kombination mit harten Laufabschnitten. AUSSERHALB des Geländes lief ein junger Mann mit offensichtlich afrikanischen Wurzeln in halbwegs sportiv aussehenden Klamotten aber definitiv mit den "falschen" Schuhen seine Runden. Unsere Blicke begegneten sich in gewisser Regelmäßigkeit, ich bemerkte seine Unsicherheit, einige Runden später nickten wir uns "anerkennend" zu.

Diese Kontaktaufnahme war quasi der Eisbrecher - mein Gefühl sagte mir sofort "...Flüchtling" - und er traute sich nun auf das Gelände, setzte sich und beobachtete mein Tun. Als ich auf meinen Auslaufrunden war, bat ich ihn mit mir zu laufen und wir unterhielten uns mit einem Mischmasch aus Händen, Füßen und Englisch. Er - 26J. - alleine geflüchtet, seit 2 Jahren unterwegs, zuletzt über das Mittelmeer, nun im Flüchtlingsheim seit einigen Wochen, liebt Fußball, mag Joggen & Training allgemein und tut es um der Langweile des Heims zu entgehen. Zunächst war ich mir unsicher ob es in Ordnung ist ihn zu fragen ob er meine Laufschuhe haben möchte, aber dann tat ich es einfach und er nahm freudig an.

Ohne hier zu sehr auf seine Schilderungen einzugehen - jeder kann es sich aufgrund ständiger Medienberichte wohl selber denken - ist eine solche Flucht und insbesondere die Menschen(händler) und wohl einige andere Begegnungen auf dem Weg sind nicht unbedingt die beste Voraussetzung um Vertrauen in fremde Menschen zu haben. Für ihn war es hoffentlich ein Hinweis, dass es auch anders sein kann. Von meiner Seite war es wieder einmal mehr der Beweis, wie verdammt priviligiert wir sind und wir (leider) alles als ziemlich selbstverständlich in unserem Leben/Land ansehen.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und dann ging jeder seines Weges. Beide um mindestens eine wichtige Erfahrung reicher die über/wegen dem Sport als Berührungspunkt entstanden ist...!

RÜCKBLENDE heute 19.6.:
Parkour AG an einer Schule - eine Lehrkraft frage mich ob ich mich in der Lage sehe ein 9jähriges Flüchtlingskind aus Syrien (!) teilnehmen zu lassen?! Der Junge sei extrem wissbegierig, hat seinen Deutsch-Intensivkurs mit Bravour in kürzester Zeit absolviert usw. usf. ...nicht zulezt aufgrund meines gemeinnützigen Sportprojektes (www.perpetuum-mobile-ev.de) bin ich es über die Jahre gewohnt mit solchen "speziellen" Situationen umzugehen. Von daher war es für mich selbstverständlich, das er teilnehmen darf.

Da war er also nun. Still, schüchtern, ohne Regungen im Blick/Gesicht. Ich begann die Stunde - für die anderen Teilnehmer ungewohnt - mit der Bitte dass alle mir helfen unserem Gast eine gute Parkourstunde zu bereiten, die gewohnten Regeln besonders gut umzusetzen usw. usf. als Anleitung/Unterstützung unseres Gastes.

Hintergrund ist der, dass der Junge aufgrund seiner Erfahrungen "Probleme" damit hat, wenn jemand für ihn Entscheidungen fällt. Nachvollziehbar. Er (und seine Familie) haben auf der Flucht ständig eigene wahrscheinlich (über)lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen. Wenn man sich auch nur im Ansatz vorstellen kann, was seine Augen, sein Herz und seine Seele in so jungen Jahren schon alles gesehen, erlebt und erfahren haben...da kommt von uns in 100 Jahren (hoffentlich) niemand ran...!

Stunde beginnt - nach einem kurzen intensiven Warmup erkläre ich die Übungen der heutigen Session. Er saugt alles auf wie ein Schwamm! Beginnt mit mir zu reden, möchten zeigen was er schon kann und als er - ohne Kuschelpädagogik - berechtigtes Lob für die sehr gute Umsetzung der Übung(en) einheimst, strahlt sein Gesicht immer wieder und er bekommt eine stark veränderte Körpersprache...! Es flackert Selbstbewußtsein auf (dass sich aber im Umkehrschluss auch genauso schnell verflüchtigt). Die Stunde lief ziemlich perfekt...und ich freue mich schon auf nächste Woche...und vielleicht den nächsten Stein im Puzzle auf seinem Weg Richtung kindlicher Normalität...

Ich liebe meinen Job - this made my day (again)!

Cheers,
Michael

Samstag, 13. Juni 2015

Olympische Distanz Baku - Frauen - Laufanalyse Plätze 1-3


Hallo Freunde des gepflegten Tri-Kampfs,

heute bei der Übertragung der Olympischen Distanz der Frauen bei den European Games haben die Protagonistinnen (mal wieder) einen super Job abgeliefert und - wie ich finde - tolle Werbung für den Triathlon gemacht.

In diesem Post soll es aber um ein bestimmtes Detail des Triathlon, bzw. des Laufens im Speziellen gehen. Die FREQUENZ!

Vorab: von Verbandsseite werden die beiden ersten Disziplinen auf der OD sogar offiziell als sog. "Zubringer Disziplinen" eingestuft. Man könnte also auch vereinfacht sagen, olympischer Triathlon ist ein Laufwettkampf bzw. /-entscheidung.

Natürlich ist der Gesamtwettkampf komplex und man kann sich auf internationalem Spitzenniveau sicher nirgendwo eine echte Schwäche leisten - nichts desto trotz kann man nach "weniger gutem" Schwimmen auf dem Rad "nach vorne gespült" werden oder wenn sich Spitzengruppe(n) nicht einig ist, mit einer Verfolgergruppe aufschließen usw. usf. ...es sind also Dinge dabei, die mögliche Schwächen kompensieren können. Beim Laufen dagegen geht das nicht!

Beim heutigen WK gab es die Situation, dass 3 Frauen gleichzeitig in die 2te Wechselzone gefahren sind. Nicola Spirig (SUI) - die spätere Gesamtsiegerin, Rachel Klamer (NED) und Lisa Noorden (SWE). Schnellster Wechsel war von Nicola Spirig, nahezu zeitgleich Lisa Noorden und Rachel Klamer, hatte leichte Probleme.

Nicola Spirig hat SOFORT das Rennen diktiert und lief kontinuierlich einen Vorsprung heraus. In der Verfolgung konnte Rachel Klamer sehr schnell zu Lisa Noorden aufschließen und hat von da an diesen Zweikampf um Platz 2 bestimmt. Beide Verfolgerinnen hatten zu keiner Zeit eine Chance zu Nicola Spirig aufzuschließen - vorausgesetzt, diese zeigt keine Schwäche. Warum war das so?

Die (Schritt)FREQUENZ!

In jeder Kameraeinstellung habe ich versucht die Frequenzen zu zählen, die alle drei Athletinnen auf den Asphalt brennen. Dies habe ich für jede der drei Athletinnen wenigsten 12-15 Mal gemacht um etwaige (im Fernseher nicht zu erkennende) Steigungen/Gefälle erkennen zu können. Wie? Zyklen zählen (also nur ein Bein beobachten/zählen) für 15sek *2 (sind ja zwei Beine) *4 = Schrittfrequenz pro Minute.

Nicola Spirig ---> 208 (!!!) Schritte pro Minute
Rachel Klamer ---> 184 Schritte pro Minute
Lisa Noorden ---> 168 Schritte pro Minute

Nicola und Rachel sind gleich groß (166cm), Lisa 10cm größer, was im direkten Vergleich der zwei Verfolgerinnen erklärt warum beide gleich schnell, aber mit unterschiedlicher Frequenz unterwegs waren.

Nehmen wir nun an, dass Nicola und Rachel auch die gleiche Schrittlänge haben, wäre ALLEINE die FREQUENZ schon der entscheidende Faktor gewesen und Rachel hätte niemals eine Chance gehabt. Auf der Veranstalterwebsite von Baku sind die Körpermaße angegeben und Nicola ist dort 2kg schwerer als Rachel und 9 Jahre (!) älter...somit hat Nicola zusätzlich auch die physisch (noch)höhere Leistung erbracht.

Nicola lief auf der ersten Runde 31sek. Vorsprung heraus, auf der zweiten Runde steigerte sie das auf insgesamt 51sek. und bis zum Schluss auf 1:16min. Endzeit (Lauf) 34:46min. Hammer!

Im Schlussspurt zwischen Rachel und Lisa blieb Lisa bei ihrer Frequenz und Rachel erhöhte ihre auf den letzten 150-200m in den Bereich (geschätzt) von Nicola und konnte somit mit 2 Sekunden Vorsprung den zweiten Platz sicher - der durch die ständige/alleinige Verfolgungsarbeit auch mehr als verdient war.

Fazit: Frequenztraining sollte auch für dem Amateur- oder Hobbytriathleten immer wieder auf dem Programm stehen. Man erarbeitet sich "taktisch" viel mehr Möglichkeiten um auf topographische Gegebenheiten oder Konkurrenzsituationen reagieren zu können. Übrigens: Im Herren-Marathon (blank) werden auch Frequenzen im 190-200er Bereich gelaufen!

Kleiner Tipp: bei euren nächsten Lauf zählt mal eure eigene Frequenz im 10er WK Tempo - einfach mal so... ;-)

No train - no gain!

Cheers,
Michael


Freitag, 1. Mai 2015

Intuitives Training ist wichtig...!

Hallo Sportsfreunde,

erneut möchte ich unzählige Posts und Kommentare in diversen sozialen Netzwerken zum Anlass nehmen um einen/diesen Blog-Post zu verfassen...

"Hilfe meine GPS Uhr hat den Geist aufgegeben..."

Beispiel 1: (Marathon)Startblock - 10:00 Start - die Uhr tickt - heute Tag-der-persönlichen-Bestzeit. Nervöse und verängstigte Gesichter, flaues Gefühl im Magen - KEIN GPS Signal!!!. Spätestens jetzt bricht wahrscheinlich die mentale Konstitution von den meisten Sportlern in sich zusammen.

Beispiel 2: Triathlon - mitten im Radsplit - NIEDRIGER AKKUSTATUS - den Lauf noch vor sich!!! Oh Gott, wird es noch reichen? Meine Rennstragie geht gerade den Bach runter...Pacing...Watt...Durchschnitt...Rundenzeiten...Anlauftempo...HF...weg...!

INTUITIVES TRAINING macht unabhängig!

Vorab: klar trennt sich das Lager der Ausdauersportler in rein intuitiv trainierende Sportler und Technikfreaks und man könnte vortrefflich eine Grundsatzdiskussion darüber führen. Will ich aber nicht.

Ich selber habe ebenfalls Wattmesser, GPS-Uhr und das ganze Zeug am Start - es ist gut, und richtig angewendet auch ein sehr hilfreiches Instrument. Keine Frage. Ich stehe auf dem Standpunkt des gesunden Mittelwegs zwischen intuitiver und technischer Vorgehensweise. In schöner Regelmäßigkeit trainiere ich entweder komplett intuitiv, oder zumindest mit (abgeklebtem) Trainingscomputer. Warum abgeklebt? Ganz einfach - der Mensch ist von Natur aus neugierig und die Versuchung doch drauf zu schauen ist groß. Selbstbetrug.

Am Ende kann ich immernoch auswerten wie mein Tempogefühl zu den Vorgaben passt. Über die Jahre habe ich persönlich die Fähigkeit beim Laufen entwickelt die Geschwindigkeit auf + - 5sec pro km einschätzen zu können. Und dass unter nahezu allen Bedingungen - also auch dort, wo es prinzipiell (für Triathleten) am wichtigsten ist - nach dem Wechsel von der Rad- auf die Laufstrecke.

Technische Probleme lassen mich dadurch ziemlich kalt. Das beruhigt und macht komplett unabhängig von solchen unberechenbaren oder zumindest vermeidbaren Unwägbarkeiten.

INTUITIVES TRAINING ist wichtig!

Eine gute Übung sind z.B. Temposchätzläufe über kürzere und mittlere Distanzen auf der Leichtathletikbahn. Bergan(auf)fahrten mit versch. gefühlten Belastungen und anschließender Auswertung usw. usf.

In diesem Sinne: "...geht's raus und spuits Fußball..." ääähhh "...trainiert's intuitiv von Zeit zu Zeit..."

cheers,
Michael


Samstag, 14. März 2015

"Electronical Gadget Arm" ruiniert Laufstil

Hallo Freunde des gepflegten Ausdauerlaufs,

vor einiger Zeit habe ich angekündigt, einen Blog-Beitrag bzgl. eines "Phänomens" zu schreiben, dass ich im Zuge eines Familienausflugs am Main beobachten konnte...

...Den "ELECTRONICAL GADGET ARM"!

So habe ich es mal genannt. Es beschreibt die Situation, dass in Zeiten des iPod und insbesondere des Smartphones die allermeisten Läufer ihren "Device" am Oberarm tragen...

Ob die ständige Erreichbarkeit - insbesondere beim Sport - gegeben sein sollte, ist eine Frage die man sicherlich separat besprechen kann. Dazu an dieser Stelle nur soviel - der Sport soll uns i.d.R. Entspannung und Zerstreuung bringen. Daher finde ich das (eingeschaltete) Mitnehmen von großen Telefonen aus Gründen der Erreichbarkeit völlig fehl am Platze....

Die eigentliche "Problematik" neben Kabelgewirr, das Anpassen des Laufrhythmus an den Beat (schlecht!!!), die eingeschränkte Wahrnehmung der Umgebungsgeräusche wie (klingelnde?!) Radfahrer, Skater, Autos, (Straßen)bahnen usw. usf., ist....

...es beeinflusst den Laufstil absolut NEGATIV!!!!

Es verstärkt die gängigen Fehlerbilder der Armarbeit immens. Es beeinflusst die notwendige dynamische Armarbeit stark. Es führt zu falscher/schlechter Armarbeit...

Zu beobachten ist, dass der mit Gadget "schwerere" Arm a-synchron mit dem freien Arm schwingt, was zu Unruhe im Oberkörper führt. Wer schonmal ein Laufseminar (bei mir oder anderswo) gemacht hat, der sollte hoffentlich wissen ----> EIN GUTER LÄUFER, LÄUFT MIT DEN ARMEN!!!

Des weiteren ist zu beobachten, dass der Gadget-Arm meist steif im Ellenbogengelenk geführt wird. Das ist insofern erstmal weniger gravierend, da das Ellenbogengelenk i.d.R. nur wenig bewegt werden sollte, ABER am Gadget-Arm sind Ellenbogenwinkel mit rund 90° und flacher zu beobachten. Angestrebt werden sollte aber ein spitzerer Winkel von ca. 70-80° - bisschen abhängig vom Tempo.

Durch das flachere Anstellen oder das betonte Ruhighalten - ähnlich wie mit Schiene/Gips - schwingt also nun dieser Gadget-Arm oft über die Körpermittelachse, was erneut zu einem unruhigen Oberkörper führt. Diese Unruhe setzt sich über die Hüfte in den Beinen fort! ...Jede Bewegung der Arme/Oberkörpers erfordert eine entsprechende Gegenbewegung der Beine.

Die Folge ist also nun - frontal bzw. dorsal gesehen - eine Rotation (zumindest) der Unterschenkel - oder auch "Watscheln" - gerade bei Läuferinnen verstärkt es noch ausgeprägter die (meist) ohnehin durch die Anatomie bedingte Aussenrotation der Unterschenkel...

Und wenn man dann noch darauf achten muss, nicht ständig im Kabel hängenzubleiben und den Arm intuitiv langsamer bewegt, dann führt das nach dem o.g. Prinzip GUTER-LÄUFER-LÄUFT-MIT-DEN-ARMEN zu einem total undynamischen Laufstil. 180er Beat hin oder her...

Der Armschwung nach vorne / hinten beeinflusst unmittelbar den Fersen- und Kniehub! Testet es mal aus indem ihr mit hängenden Armen (gerade, wie mit schweren Einkaufstüten) lauft und nur Bewegung im Schultergelenk habt - Roboterarme. Und als Kontrast nehmt die Hände permanent auf Schlüsselbeinhöhe (sehr spitzer Ellenbogen). Beobachtet nun Euren Laufrhythmus....?!

Also - wenn schon Gadget, dann in die Hosen-/Trikottasche, Kabel innenverlegt, Blutooth...am besten aber ohne "Krach"...

FREE YOUR ARMS - AND THE REST WILL FOLLOW!!! :-)

In diesem Sinne.

Train smart.

Michael

Donnerstag, 5. Februar 2015

Freeletics - schneller Weg zum Erfolg?! ...ja...aber...


...es ist in aller Munde. Viele tun es. Überall squatten, pushen, pullen, dippen, crunchen die Leute vor sich hin. Über 2Mio Apps sind verkauft. Ich selber baue es als separate Workouts in mein persönliches Training ein und seit langer Zeit in maßvollen Dosen in die Trainingspläne meiner Sportler. Es ist hochgradig wirkungsvoll, es funktioniert.

Jetzt kommt das große ABER...!

Zunächst mal sind die Übungen schon ewig da. Quasi seit Turnvater Jahns Zeiten. Da hieß der Burpee noch "Hock-Streck-Sprung", der Pull-up noch "Klimmzug" und der Squat war die gute alte "Kniebeuge", usw. Freeletics ist also im Prinzip ein alter Hut! Worauf ich aber eigentlich hinaus will und was mich teilweise irritiert, wundert und auch ein bisschen ärgert:

Ich lese vermehrt in vielen Foren von "...hab HWS Probleme...", "...Tennisarm, Trainingsstopp, Bullshit...", "...habe seit x Monaten Rückenprobleme...", "...Handgelenke entzündet..."

...die Liste ist lang, die Posts zahlreich...

Ganz ehrlich - verwundert bin ich nicht!!!

Was glauben denn viele Leute?!

Natürlich sind die 15-Wochen-vorher-nachher Bilder, die zu 100ten gepostet werden, beeindruckend und ich habe Respekt für die Motivation der Leute, deren Ergebnisse usw.  und freue mich über aktive Menschen und Gruppen. Super. Bin ich voll dabei.

Aber GENAU WEIL es hochgradig wirkungsvoll ist, gehen enorme Risiken damit einher!

Jede Person im Sport, die halbwegs informiert oder am besten sogar ausgebildet ist weiß, dass das Herz-Kreislauf-System unheimlich schnell auf Training reagiert, der Bänder-, Sehnen- und Gelenkapparat aber MASSIV VIEL MEHR Zeit benötigt, sich anzupassen.

Die Postermodels auf den Freeletics-und-Konsorten-Websites sind - mit aller größter Wahrscheinlichkeit - vorher bereits seit Jahren am trainieren und wohl auch mit anderen Methoden und Trainingsmitteln.

Nehmen wir mal das "Einsteiger Workout" APHRODITE (ich liebe es): Burpees, Squats, Situps, jeweils 50-40-30-20-10 Mal!!! Do the math... 150 (!!!) Wiederholungen pro Übung!!!

Die ganzen Workouts zielen auf maximale Belastung/Ermüdung in kurzer Zeit ab. Quasi ein permanentes HIT Training. Und natürlich setzt die Ermüdung bereits nach wenigen Wiederholungen ein - je untrainierter, desto früher. Logisch.

Stellen wir uns also den First-Time-Freeletics-Starter vor, der wohl als die eigentlichen Zielgruppe der "Erfinder" gilt.  Ich spreche nicht von den Fitness-Freaks mit viel Trainingserfahrung. Ich rede von den Leuten die vielleicht etwas übergewichtig sind, mit großer Warscheinlichkeit aber zumindest einen ausbaufähigen Fitnesslevel besitzen, womöglich "gar keinen".

...die sind nach 10-15 Burpees voll am Arsch!

"..naja...sind ja nur noch 135 Burpees (die Squats und Chrunches zählen wir nicht mit), bis zu meinen 500 Fitnesspunkten in meinem "Virtuellen Coach"..."

Toll. Prost-Mahlzeit! 135 Mal passives Hohlkreuz! 135 Mal Stösse und Schläge in den Sprung- und Kniegelenken, dazu noch die Belastung der Handgelenke und des Schultergürtels... ist Frau Aphrodite zur Tür hinaus, klopft am nächsten Tag "Apollon", danach "Ares" und der Rest der griechischen Götterbande...

Oft begegnet einem martialische Sprüche in der Szene. So z.B.: "There is no elevator to success, you have to take the god damn stairs".

Völlig richtig.

Die Stairs sind allerdings so individuell wie jeder Mensch und dessen physische und psychische Konstitution selbst!!!!

Übrigens ist/war die gleiche Entwicklung beim letzten "Trend" Crossfit zu beobachten. Nachdem die große Welle über den Teich geschwappt ist, häuften sich die Post mit gesundheitlichen Problemen und Drop-outs nach ca. 6-8 Monaten.

Na klar Leute! Haaallloooo!!! Schlecht, oder technisch nicht ausgebildete Menschen heben, stossen, reissen Langhanteln mit Gewichten weit über ihren Limits und machen Übungen des funktionellen Krafttrainings (äähhh, Entschuldigung, Freeletics) noch dazu...

Eigentlich erübrigen sich bereits jetzt alle weiteren Beispiele und Fragen warum, wieso, weshalb die Gesundheit streikt - obwohl Sport ja per se gesundheitsfördernd sein soll.

FAZIT: Warum ich das schreibe...?! Ich möchte mal wieder eine Lanze für unseren Berufsstand brechen!!! Wendet Euch an fachkundige (echte) Trainer. Menschen aus Fleisch und Blut. Lasst Euch individuell betreuen, im Rahmen Eurer Möglichkeiten, gemessen an Euren Fähigkeiten. Wählt die Schritte mit ihm schlau und mit Bedacht aus. Habt Freude und - vor allem - bleibt Gesund!!!!

In diesem Sinne...

Michael