Samstag, 13. Juni 2015

Olympische Distanz Baku - Frauen - Laufanalyse Plätze 1-3


Hallo Freunde des gepflegten Tri-Kampfs,

heute bei der Übertragung der Olympischen Distanz der Frauen bei den European Games haben die Protagonistinnen (mal wieder) einen super Job abgeliefert und - wie ich finde - tolle Werbung für den Triathlon gemacht.

In diesem Post soll es aber um ein bestimmtes Detail des Triathlon, bzw. des Laufens im Speziellen gehen. Die FREQUENZ!

Vorab: von Verbandsseite werden die beiden ersten Disziplinen auf der OD sogar offiziell als sog. "Zubringer Disziplinen" eingestuft. Man könnte also auch vereinfacht sagen, olympischer Triathlon ist ein Laufwettkampf bzw. /-entscheidung.

Natürlich ist der Gesamtwettkampf komplex und man kann sich auf internationalem Spitzenniveau sicher nirgendwo eine echte Schwäche leisten - nichts desto trotz kann man nach "weniger gutem" Schwimmen auf dem Rad "nach vorne gespült" werden oder wenn sich Spitzengruppe(n) nicht einig ist, mit einer Verfolgergruppe aufschließen usw. usf. ...es sind also Dinge dabei, die mögliche Schwächen kompensieren können. Beim Laufen dagegen geht das nicht!

Beim heutigen WK gab es die Situation, dass 3 Frauen gleichzeitig in die 2te Wechselzone gefahren sind. Nicola Spirig (SUI) - die spätere Gesamtsiegerin, Rachel Klamer (NED) und Lisa Noorden (SWE). Schnellster Wechsel war von Nicola Spirig, nahezu zeitgleich Lisa Noorden und Rachel Klamer, hatte leichte Probleme.

Nicola Spirig hat SOFORT das Rennen diktiert und lief kontinuierlich einen Vorsprung heraus. In der Verfolgung konnte Rachel Klamer sehr schnell zu Lisa Noorden aufschließen und hat von da an diesen Zweikampf um Platz 2 bestimmt. Beide Verfolgerinnen hatten zu keiner Zeit eine Chance zu Nicola Spirig aufzuschließen - vorausgesetzt, diese zeigt keine Schwäche. Warum war das so?

Die (Schritt)FREQUENZ!

In jeder Kameraeinstellung habe ich versucht die Frequenzen zu zählen, die alle drei Athletinnen auf den Asphalt brennen. Dies habe ich für jede der drei Athletinnen wenigsten 12-15 Mal gemacht um etwaige (im Fernseher nicht zu erkennende) Steigungen/Gefälle erkennen zu können. Wie? Zyklen zählen (also nur ein Bein beobachten/zählen) für 15sek *2 (sind ja zwei Beine) *4 = Schrittfrequenz pro Minute.

Nicola Spirig ---> 208 (!!!) Schritte pro Minute
Rachel Klamer ---> 184 Schritte pro Minute
Lisa Noorden ---> 168 Schritte pro Minute

Nicola und Rachel sind gleich groß (166cm), Lisa 10cm größer, was im direkten Vergleich der zwei Verfolgerinnen erklärt warum beide gleich schnell, aber mit unterschiedlicher Frequenz unterwegs waren.

Nehmen wir nun an, dass Nicola und Rachel auch die gleiche Schrittlänge haben, wäre ALLEINE die FREQUENZ schon der entscheidende Faktor gewesen und Rachel hätte niemals eine Chance gehabt. Auf der Veranstalterwebsite von Baku sind die Körpermaße angegeben und Nicola ist dort 2kg schwerer als Rachel und 9 Jahre (!) älter...somit hat Nicola zusätzlich auch die physisch (noch)höhere Leistung erbracht.

Nicola lief auf der ersten Runde 31sek. Vorsprung heraus, auf der zweiten Runde steigerte sie das auf insgesamt 51sek. und bis zum Schluss auf 1:16min. Endzeit (Lauf) 34:46min. Hammer!

Im Schlussspurt zwischen Rachel und Lisa blieb Lisa bei ihrer Frequenz und Rachel erhöhte ihre auf den letzten 150-200m in den Bereich (geschätzt) von Nicola und konnte somit mit 2 Sekunden Vorsprung den zweiten Platz sicher - der durch die ständige/alleinige Verfolgungsarbeit auch mehr als verdient war.

Fazit: Frequenztraining sollte auch für dem Amateur- oder Hobbytriathleten immer wieder auf dem Programm stehen. Man erarbeitet sich "taktisch" viel mehr Möglichkeiten um auf topographische Gegebenheiten oder Konkurrenzsituationen reagieren zu können. Übrigens: Im Herren-Marathon (blank) werden auch Frequenzen im 190-200er Bereich gelaufen!

Kleiner Tipp: bei euren nächsten Lauf zählt mal eure eigene Frequenz im 10er WK Tempo - einfach mal so... ;-)

No train - no gain!

Cheers,
Michael


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